g – gabiʒ? gâch – gademstat gademvrouwe – gâhe gæhe – galazîâ galban – 1galle galban stM. galbîne F. galbrunne swM. galcbrunne swM. galcrabe swM. galf stM. galgan stM. galge swM. galgenast stM. galgenholz stN. galgenswengel stM. galîe swF. galilêisch Adj. galînære stM. galîne swF. galînê F. galiôt stM. galîte swF. galizien-, galitzenstein stM. 1galle swF. 2galle – galsterîe galsterlich – gamanje gamânje – gampelher gampelsite – ganeist(e) ganeistelîn – ganteren ganz – gære gargarismus – gart gart – gartgabele garthagen – gasse gast – gastmeisterin gastnusse – gæʒe gaʒʒe – gebant gebâr – gebeinet gebeitic – gebërærin gebërc – gebietære gebietærin – gebiuge gebiunde, gebünde, gebunt – gebogen geborc – gebraste gebræte – gebrësthaftic gebrëstic – gebrûchic gebrûchlich – gebünde gebünde – geburgeze gebûric – gebûschirre gebütel – gedæhtnisse gedalsch – gedense gederbe – gedinchof gedinclich – gedon gedon – gedröulich gedröuwe – gedwâse ge|ehte – gegate gegatrom – gegen hëllen gegenherte – gegenrede gegenreise – gegentraht gegen trëten – gegenwertige gegenwort – gegihte gegiric – geharnascht geharre – geheiligunge geheim – gehende gehenge – gehimelze gehirne – gehœric gehœrlich – gehüge gehügede – gehuobet gehuof – geilic|heit geillîche – geiselstreich geiselunge – geisticlich geistîn – geiʒeweide geiʒgalle – geiʒwolle gejac – gekleide geklûder – gelæge gelaister – gelegede gelegelich – geleitesman geleitgëlt – gëlfe gëlfen – gelîcherin gelîcherte – gelîchsame gelîchsamen – gelide gelidemâʒe – gelinc gelinc – gelle gelle – gelœte geloub- – geloupheit gelouplich – gëlte gëltel – gelübe gelübede – gelüppic gelüpschafte – gëlwelot gëlwen – gemahellich gemahelschaft – gemæʒicheit gemæʒiclich – gemeinder gemeine – gemeinmüeticlich gemeinsagunge – gemelîche gemelîcheit – gemietede gemietunge – 2gemüete, gemuote gemüetic – gemuotheit gêmuoticheit – genâden genâdenarm – genâdezît genædic – genant 1genantlich – genemede genende – genës genesche – genibelet genîc (genîge ?) – genistbærlich geniste – genôʒsam genôʒsame – gensîn gensischen – genuht genuhten – genuocsamede (?) genuocsamen – Geon georset – gequël gequide – 1gerat 2gerat – gerede gerede – gerëhtmachen gerëhtmachunge – gereiʒe gereiʒede – gerigel gerigelingen – gerihticlîche gerihtinsigel – geristic geristlich – gërne gerner – gërste gërstegrûʒ – 2gertelîn gerten – gerûmiclich gerummel, gerumpel – geruowic geruowicheit – gesagede, gesegede gesalzene – geschaffenheit geschaffenwësen – gescheftnisse gescheftvrouwe – geschepfnisse geschepfunge – geschihtic geschihticlich – geschræje (?) geschrât – geschulteret geschuoch – geselbede gesêlen – geselliclîcheit geselligen – gesigel gesigen – gesinne gesinnen – gesiuniclich gesiuse – gesloufe gesloufic – gesnæren gesnarren – 1gespenge 2gespenge – gespîwe gespiz – gespreide 1gesprenge – gestalt gestalt – gestelle gestellet – gesticke gestickelet – gestopfel gestœʒe – gestriuʒe gestriuʒunge – gestüplach gestüpnisse – gesuoch gesuochære – geswenke geswenze – geswindicheit geswindiclîche – getænede getæper – getelse getemere – getougen getougen – getregede|gülte 1getrehte – getriuwenisse getriuwewirdic – getult getumele – getwancnisse getwancsal – gëtzen getzsal – gevæhic geval – geværlich gevatere – gevellicheit gevelliclich – geveterede geveterlîn – gevlester gevlitter – gevorstet gevræʒe – gevüegelich gevüegetheit – gevürste gewach – gewalt gewalt – gewaltroubunge gewaltsame – gewantsnîden gewantsoum – gewarsamlîche gewarschart – gewehenen gewehse – 2gewende gewendelach – gewërben gewërbic – gewërken gewërldet – gewëterblitzen gewette – gewilden gewîlet – gewinnunge gewint – gewist gewiste – gewonet gewonhaft – gewuoc gewurc – gezamen gezan – gezerge gezic – gezît gezîte – geziugelîn geziugen – gezühticlîche gezunft – gheheel gibe – giegengêre giel – gifticheit gifticlich – gîgengarren gîgennagel – gîle gileht – gine|glapf ginen – gir gir – giric giricheit – girte girunge – gît git (?) – giuden giudenlich – glanken glanst – glas(e)väʒʒelîn glas(e)vënster – gleienbluome gleif – glenzezît glenzic – glîme glîmen – glîssenerîe glisterîe – glocke glockehûs – gloie gloieren – glück- glüejen, glüen – gnaister gnaistli – gogel gogel- – golf gollen – goltërze golt|esche – goltmâl goltmasse – goltslahære goltsmelz – goltvël goltvinger – gos (?) got – götelîn gotelop – goteshûsrëht goteshûswartære – gotesvriunt gotes|wâr – gotheftic gotheit – gotmeinunge gotmensche – gotweiʒ
gotzam – gougeren göugewete (?) – goukelklucken goukelkunst – goukeltocke goukelunge – göumütte, -mutte göu|phâwe – grâ grâ – grab(e)wart grab|îsen – 2grâl grâlen – gran grân – gransprunge gransprunge – gras(e)löufel gras(e)marschalcambet – grætic grâ|tuochære – grâwërc grâwërcliute – grêde grêden – gremiclich grempære – greʒenach gribellure – grieʒwart grieʒwartære – grîfvalke grîfzan – grîn grindel – grisegrammen grîseleht – griuse griuselen – groben grobiln – grôʒgamander grôʒgebieter – grôʒtürstic grœʒunge – grüenheit grüenlich – grundelôs grundelôselich – gruntrëht gruntrüerunge – gruntvorschende gruntvriunt – gruoʒbære gruoʒe – grütschîn grutte – gubelnagel guc – güeticlîche güetlich – gugelkotze gugelroc – gülte gülteguot – gumpenîe gunderam – guonlich guot – guotlich guotlîche – gupfoht guppelspil – gürtelsenken gürtelsnuor – gymnosophiste
|
galban
stM.
aus afrz. galban.
eine Pflanze und deren Harz, ‘Mutterharz’
(vgl. Marzell 2,424):
swelch wip den sichtum [das
‘Mutteraufsteigen’, s. Höfler, Krankheitsnamen 681f.; Hwb. dt.
Abergl. 3,342] hat, der sol man [...] fur
di nase haben bibergeil vnde galbanum vnde verbrunnen wolle SalArz
65,9.
97,44;
galbanum haizt galban, daz ist ain staud und wechset in dem
land gegen der sunnen aufganch, und haizt sein harz oder sein zaher auch galbanum
BdN
367,5;
der galban ist haiz und fäuht ebd.
367,8;
dem [Schlafsüchtigen] schol man
den galban auf koln legen und schol der siech den rauch mit der nasen in sich ziehen
ebd.
367,14
galbîne
F.
→
salbîne
galbrunne
swM.
→
galgbrunne
galcbrunne
swM.
auch gal-, galt- (vgl. DWB 4,1,1,1166).
‘Ziehbrunnen’ mit einer galgenähnlichen Vorrichtung zum Niederlassen
und Aufziehen des Eimers:
welem vallet under iu ain esel alder ain ohse in ainen galgbrunnen
[
in puteum
Lc 14,5
]
PrSchw
1,114;
von den galtprunnen an den gassen StRMünch
513,21;
swenn ein galpruͤnn zerprist ebd.
513,22
galcrabe
swM.
‘Rabe als Galgenvogel’,
Glossenbeleg des 14. Jh.s s. AWB 4,29
galf
stM.
zu gëlfen.
‘Schrei, Geschrei’
dô ir [Dohle] der hirte niht enhalf, / dô rief si mit
geschrîje manegen lûten galf Wartb(S)
126,2
galgan
stM.
im Reim auch -ân (z.B.
Martina ;
HvNstAp );
vereinzelt gala-, galigan, galgant,
galgen, -in.
– stN. PrüllK ,
stF. BdN .
–
aus mlat. galanga, galganum (vgl.Etymol.Wb.d.Ahd.
4,23f.).
–
‘Galgant, Galgantwurzel’
(vgl. →
galanwurz
),
ein Ingwergewächs aus Südchina, Alpinia officinarum (vgl. Marzell
1,228):
galanga haizt ain galgan [...] und
des wurzel nimt man in erznei BdN
368,20;
der pest galgan ist, der rœtlot ist
[...] und der scharpf auf der zungen ist ebd.
368,24.
–
den [Phlegmatikern] ist der galgan
guͦt genutzet Macer
81,2;
das galagan ist warmer nature, iz doivvet unte losit, machet
den munt uil suize stinkent unte bringet den mân unte daz uuib ze mihchelen minnen
PrüllK
28;
SalArz
61,36.
96,31;
OvBaierl
88,19;
nim galgan und izz die und keuw die lang BdN
5,33;
Ipocr
221.
–
nim einen reinen honicsaum, den suͤde. vnd nim denne
yngeber vnd galgan vnd negelin, die stozze vnder ein ander vnd wirfe sie dar in
BvgSp
2.
27a.
84;
Freudenl
227;
wil sie nach trinken blangen, / er [Teufel] macht
in eine zeche / von swebel und von peche, / von ezzich gallen galgan, / als der übel
vînt wol kan BuchdRügen
1531.
–
zinamîn unt zitawar, galgân unt pheffer, / balsamo unt
wîrouch, timiâm wahset der ouch [im Paradies]
Gen
244;
GenM
9,8;
Martina
64,39;
Erlös
6138;
ein wunderboum [...] / der gap sô guoten smac, / daz
ingeber und negelîn, / zitwân unde zinemîn, / galgân unde muscât / sô guotes smackes
niht enhât Flore(G)
2083;
HvNstAp
8525.
17982;
MarcoPolo
53,19
galge
swM.
F.
MarlbRh
23,13.
1
‘Galgen’
1.1 das Strafinstrument 1.2 die Strafe des Hängens 1.3 die Gerichtsbarkeit 1.4 als Schimpfwort, ‘Henker, Teufel’ (Glossar z.St.)? 2
‘Kreuz (Christi)’
2.1 das Strafinstrument 2.2 die Strafe der Kreuzigung
1
‘Galgen’
1.1
das Strafinstrument:
an deme galgen suln sie kiesen / den vil bitteren tot
GrRud
Cb 29;
den man zuͦ dem galgen furet vnde in henkin wil
Lucid
148,10.
158,23;
daz si in einen galgen rihten / an der porten dâ man zû gienk, / diu
houbet man dar ane hienk En
6824;
nu richdit uf den galgin Roth
4118;
sie losten in uon deme galgin ebd.
4222;
ist aber daz der stok zergat oder der galge, bi swelhes
vogtes ziten das geschiht, der sol ez wider machen, ez si stok, schraiat oder
galge StRAugsb
174,14.
–
an (selten ûf) den / einen ~ (ûf)hâhen /
hengin / henken / haben:
er heizzet dich an den galgen hâhen
Gen
1978;
vnde so welich vnser eynin dip in syme gerechte begrifet, den sal her
hen [...] an den gemeynen galgin zuͦ
Guntirshusin UrkCorp (WMU)
N282,35;
er wolde [...] brûdre und gesinde / hengin
vor daz burgetor / an einen galgin hô impor NvJer
14856;
der herre neme ime [dem untreuen
Knecht] daz guͦt zuͦ male und henckete in an
einen galgen Tauler
401,20;
daz man die predigere slet / und an den galgen uf het
/ und sie sudet und bretet HeslApk
15670;
wer beraubt mit freuel ain kirchen [...], den
sol man aufhaben an den galgen mit der gurgel, also das er sterb
StatTrient
162;
sumelich [Märtyrer] wurden
an den galgen, da si uf gehangen wurden, mit ysninen crulin gecracet, das
man in si sach Konr
20,38;
ich hing uch all uff einen galgen, ir hett es auch
wol verdienet Lanc
520,11.
624,9.
–
an dem ~ hangen:
dô die Troiâre [...] diu houbet sâgen / an
dem galgen hangen hô, / dô was maneger unfrô En
6833;
soldich dar umbe als ein diep / an einem galgen
hangen Eracl
3083
1.2
die Strafe des Hängens:
swer des nachtis korn stilt, der verschuldet den galgen SSp(W)
2:39,1;
daz chind hinder [unter] vierczehen iaren nicht
mag den galgen verdienen StRBrünn
399;
ez ist ein bœsiu herren kunst, / der sich an nimt sô swache sit, / dâ man
die galgen dienet mit UvLFrd
531,4;
dem roubâre den galgen Kchr
15144;
Konr
19,56;
Roth
4523
1.3
die Gerichtsbarkeit:
So geben wir in stokch vnd galgen als ander vnser stet habent in irm
gerihte UrkCorp
2918,5;
daz gericht indem dorffe da der stokk vnd der galge zvͦ
gehoͤrt mit allem rechte ebd.
1528,3.
1.4
als Schimpfwort, ‘Henker, Teufel’ (Glossar z.St.)?:
hat ús der galg her getragen? SHort
3076
2
‘Kreuz (Christi)’
2.1
das Strafinstrument:
zeiner sexte daz ergie, daz man in an den galgen hie
AvaLJ
155,3;
er liez sich durch uns vâhen / und an den galgen hâhen LBarl
503;
swer so wolli Cristis wegi volgin, / der dragi sus sinin
galgin SuTheol
176;
daz ergie, dô er [...] daz heilige crûce ûf sîn
ahsel nam und selbe truoch den galgen unser erlôsunge PrStPaul
23,20;
der an dem gotes galgen / mit ûff gerachten handen stêt
Priesterl
263;
ouch trank Jhesus unsir trechtin / an dem galgen myrra und win Brun
7548;
owi, diͤ galge si is so swar! / kum, wir
[...] helpen im [bei der Meditation
der Passion] sin krüze dragen / bit unsen trenen, bit unsen
klagen! MarlbRh
23,13;
den ellenden crúzgang, den er tet von dem rihthus unz
under den galgen Seuse
34,25.
–
~ des criuzes:
nv sich, got dem waz auch swær, daz er den galgen des
crvces vf sich nam PrBerthKl
4,62;
PrBerth
1:61,20;
und dar umb liess er sich hencken an den galgen des
krútzes Seuse
464,11.
213,21
u.ö.;
andeme galgin des heiligen crvcis PrWack
6,28;
Köditz
12,20
2.2
die Strafe der Kreuzigung:
der tot des galgen waz [...] also
schantliche, daz man chein romær [...] getorst getoten
des selben todes PrBerthKl
4,64;
der galge der smeheste tot was Brun
5305
galgenast
stM.
‘Querbalken des Galgens’, als Schimpfname:
Mitezze und Nagengast, / Zuckezswert und Galgenast Renner
1700
galgenholz
stN.
‘Galgen’
man solt [...] lassen
plekchen [zur Schau stellen] / pider lewt an galgen holcz
Teichn
626,7
galgenswengel , -swenkel
stM.
‘der am Galgen baumelt’
maniger wirt ein galgenswengel, / der ûf erden als ein engel / in rehter fuore wol
hête gelebt, / hête er niht ûz der mâze gestrebt Renner
9551.
884.
– als Schimpfname:
hoert ir’z, her esel, [...] her galgenswenkel
Boppe
3:2,2;
Renner
1681
galîe , galîde ,
galîne
swF.
selten N. (
RvEWh
12124;
WhvÖst
273
), auch kalende ( TürlArabel *A ); aus frz.
galie, galee, lat. galea, zu den Formen mit
unorganischem -n- und -d- s. Suolahti 1,90f.
‘Ruderschiff, Galeere’
ich wæn, daz mer getruͦg nie me / so manic shif mit ein
ander: / kiele, sheitis, shalander, / kocken, buzzen, galiden Rennew
13165;
von dem mer zu lande / sie sâhen kumen kocken, kiel, / galînen,
barken sigelten vil Kreuzf
546;
zwô galîe niuwe, veste unde guot, / und ouch zwêne kocken, die hêtens bî der fluot
Kudr
276,1;
kumen triten [lat. trieres
]
adir galeen Cranc
Dan 11,30;
der kúnic Alan kam mit wer / in ain gælin uf das mer
RvEWh
12124;
ûz den galîn ûf zwêne kiel / teilte man dô die gevangen
Ottok
4582;
fâhestu mir nit in kleiner wîle / vische vol die grôzen galîen Orend
561;
schiffen man nu solde: / des fuͦr der furste here /
[...] mit ander pilgerinen. / si hatten ir galinen / zu ir
sunderunge Elis
4596.
–
er kunde in rehter weile / schef vn̄ galeien / vil wol
bereiten / mit sinen arbeiten Wernh
A 1956;
do hiez beraiten uf die vart / der kúnic aine gaelin / vil
riliche der swester sin RvEWh
12891.
12355;
den hiez er kostliche / beraiten ein galin; / mit spise und
mit win WhvÖst
273;
RvEWchr
33128;
Ottok
3741.
–
der chunic unt die sîne / an den galînen / twungen die
riemen: / do was zît ze fliehen Kchr
16033.
– als Schiff von Seeräubern:
ein räwber des meres was, der hies Dyomedes, der räwbt mit seiner galein, wer
füer auf dem mer oder aribaitt Schachzb
34,102.
34,109;
er hiez si balde îlen / an die grôzen roubgalîen [
roub
fehlt H] , / er fuor den kielen engegen, / der heidenische künig
eben Orend
418;
s.a.
roupgalîne
galilêisch
Adj.
‘aus Galiläa’
disen galileiscen man, den sah man mit im gan AvaLJ
137,6;
ir galileischin livte, wes stet ir unde chaphet in den himil?
Spec
69,7;
EvBeh
Lc 23,6
galînære
stM.
‘Führer einer galîne’
‘swer alsô grôze bringet [zahlreiche Waren
mitführt] , der sol willekomen sîn’ / sprâchen die galînære und
fluzzen wider în OrtnAW
254,4
galîne
swF.
→
galîe
galînê
F.
aus griech. γαλήνη.
‘Windstille’
ê mir diu galînê [...] tæte hie sô wê, / ich swüere
tûsent eide, daz ich [...] mit guoten winden ûz der nôt
entrunne Kudr
1132,1
galiôt
stM. , galiôte
swM.
aus frz. galiot, ital. galeotto (Suolahti 1,91).
‘Seeräuber’
die galiôte man vlühtic sach / vor im vil dicke ûf dem mer: / er
hêt entschumpfiert ir wer Wig
10491;
dem vuoren werlîche bî / piraticî
lembî [Piratenschiffe] , / daz was ein galjotten her, / die
roubten lant unde mer RvEAlex
9599.
9224.
9594;
der was [...] ein galiôte ûf dem mer; /
sîn bejac an roube lac RvEBarl
10210;
ez were ein galiot, / der von dicker ubervart / die straze were wol gelart
PassIII
470,4;
Craun
870.
– im JTit als Name eines räuberischen Seevolks (zur Bildung s.
Borchling, JTit 57f.):
die verfluͦchten gaylotten uf dem se sint varnde JTit
2719,1.
an den selben ziten riten uf den hof die gaylotten
2826,4
u.ö.
galîte
swF.
Ansatz unsicher; hierher wohl auch die Var. gelîte stNF.
‘Schlag (auf die Mundpartie)’
ez [der Zwerg] trat im an die sîten / und gap im ein
galîten [La. ein sulch gelyte
] , / daz ez vil
lûte erhal / und im daz mûl geswal Anteloye
380
galizien-, galitzenstein
stM.
zu Galiciâ (z.B.
Wh
275,25),
Galitzen
(
[: witzen] Helmbr
70;
)
‘Galizien’ (vgl. DWB 4,1,1,1180)?
‘Vitriol’
nym eyn half vyrdeyl wynez vnde ses lot galicien steynez
OvBaierl
136,10;
galitien stein SalArz
37,23;
item pley, cyn, smer, vnslicht, chupher [...] daz gehort
alz in den vron hof. item calizenstain, cuppherwasser auch in den vron hof
StRPrag
62;
galiczen steyn Albrant
3,2
1galle
swF.
auch st., z.B.
SalArz
3,50.
34,57.
36,34;
Hiob
12502;
Mügeln
146,2.
‘Galle’, das Organ und die Flüssigkeit, die aufgrund ihres Geschmacks
als Inbegriff des Bitteren gilt, in der Vier-Säfte-Lehre mit dem cholerischen (gelbe
Galle) und dem melancholischen Temperament (schwarze Galle) verbunden wird (zur
Humoralpathologie der Galle vgl. LexMA 5,211f.)
1 allg. 2 mit Bezug auf den bitteren Geschmack 3 bibl. Essig (nach der Vulgata) und Galle als Getränk Jesu in der Passion ( Mt
27,34 ) 4 übertr. mit Bezug auf die Geschmacksqualität ( 4.1 ) oder das mit der
Galle verbundene Temperament ( 4.2 ); die jeweils andere Deutung kann
mitgemeint sein 4.1
‘(Bitteres:) Widerwärtiges, Abstoßendes; Betrübliches’
4.2
‘Zorn, Hass, Falschheit’
4.2.1 in Genitiv-Umschreibungen 4.2.2
gallen hân, tragen (jmdm. / gegen jmdm.), ein
galle jmds. sîn
‘(jmdm.) feindselig gesonnen sein’
4.2.3
âne / sunder gallen , gallen frî
‘ohne Falsch’
4.2.4
‘feindselige, böse, falsche Person’
1
allg.:
in der lebere hanget ein galle chlebere. / si ist unsuoze
[...] swer si ûz gerahsinet
[aushustet] swenne si ime uber gêt, / der ist genern
[...] von der gallen [
nemen
wir
] den zorn des manc man wirt florn Gen
156;
di colera
[Gallensaft]
[...] get tzu
der galle vnde wont da, daz daz blut vnde al der lip reine blibe uon der bitterkeit
di an ir ist SalArz
3,50;
OvBaierl
32,17;
swenne daz harn ist dunne unde rôt, daz bediutet daz der mensch
ist colericus: der hât des pluotes ze vil unde der fiuhte ze luzil von dem wazer,
der muoz durch nôt gâhmuotes sîn, wan im diu galle schiere enbrinnet sô starche, daz
ir diu fiuhte niht widerstên mach Barth
128,11;
diu gall ist haiz und trucken und feureinr nâtûr. daz ist als
vil gesprochen, daz diu gall die kraft hât, daz si hitzt und trückent reht sam ain
feur, und dar umb hât si got der lebern zuo gesellt, daz si ir helf kochen daz
ezzen, daz ir gesant wirt von dem magen BdN
28,22;
der gallen aigenkait ist unstætichait, tobung, behendichait,
scherpfen der sinn, newvindichait, gedürstichait, hôhvart, gir, unkäusch,
gedæhtnüss, snell antwürt ebd.
28,27.
– Tiere ohne Galle:
Aristotiles spricht, daz ain iegleich tier, daz niht
gallen hab, lang leb, als der helfant, der hirz, daz kamel, der delphin oder daz
merswein BdN
29,18;
vor allem von der Taube (häufig als Exempel, vgl. unten unter
4.2):
[das Taubenmännchen] ist ganzer triuwen vol, / wan ez
hât niht gallen EnikWchr
2673;
daz ist gar ain sänftig vogel. diu taub reizt niht noch
grimmt mit irm snabel und ist ân gallen, sam Beda spricht BdN
179,28.
–
nu prüevt wie Lucifern gelanc / unt sînen nôtgestallen. /
si wârn doch âne gallen: / jâ hêr, wâ nâmen si den nît, / dâ von ir endelôser
strît / zer helle enpfâhet sûren lôn? Parz
463,6
2
mit Bezug auf den bitteren Geschmack:
dar umb reibent die köch die lebern mit des stürn gallen, daz
si die überigen süezen verlies BdN
257,6;
in Küche und Medizin deswegen meist mit Honig kombiniert:
sô nim eines hannen gallen unde temper si mit honecseime
Barth
145,23.
155,17;
nim eines lammes galle mit honige gemengit
SalArz
34,57.
36,34;
Ipocr
93;
BenRez
53;
in Vergleichen:
dô wir zem wazzere quâmen / undiz in dem munt genâmen, / dô
was iz bitter als ein galle SAlex
4942;
der dranck was bitter als der doit, / hi was noch garczer dan
ein galle MinneR497
943
3
bibl. Essig (nach der Vulgata) und Galle als Getränk Jesu in der Passion ( Mt
27,34):
galle unt ezzich was sin tranch VEzzo
251;
man zesamene goz / ezzich und gallen AvaLJ
151,3;
der munt der tranch ezzich und gallen
PrOberalt
73,6;
in dem swam er verbark / suͦren eßich und gallen ark.
/ er bot ez im zu dem munde HvNstGZ
2946.
2677.
– als Höllenstrafe:
man scenchet uns den win, des wir gerne ubere mohten sin,
/ ezzich unde gallen AvaJG
28,9
4
übertr. mit Bezug auf die Geschmacksqualität (4.1) oder das mit der
Galle verbundene Temperament (4.2); die jeweils andere Deutung kann
mitgemeint sein
4.1
‘(Bitteres:) Widerwärtiges, Abstoßendes; Betrübliches’
dich [Minne] solde wol
verdriezen / din süez honic ze giezen / und mischen zuo der gallen, / daz dû den
frouwen laest gevallen, / daz in billich wære / widerzæm und unmære
Ottok
18177;
Iw
1580;
ich sihe die bittern gallen mitten in dem honige sweben: / diu welt ist
ûzen schœne [...] / und innan swarzer varwe
Walth
124,36;
dîn [der Welt] sûze
verborgenlîche in ir / [
treit
] arger gallen
bitterkeit Kreuzf
7625.
–
den ist alle dise welt ein bitter galle
Tauler
26,30;
ich [die wahre Kunst] bin
verdorben als ein mist, / sam bitter als ein galle [bei Hofe
und Mäzenen]
KvWKlage
16,2;
[sündhafte Priester] sint ein schande unt ein
galle / gäistlîcher samnunge Erinn
228;
sumerzît, / diu all der werlt freude gît! / diu ist
ein gall worden mir EnikWchr
5135;
disen tac, / den ich wol iemer heizen mac / die
gallen in dem jâre Iw
7547.
–
daz sie nicht envallen / in der sunden gallen
HeslApk
12268;
daz er hint ist gevallen / in der unkusche gallen
Vät
16660;
in der hell gallen SHort
2446;
fuͤr dez ungelukches gallen
Teichn
443,75;
da in der ruwe tal / der mensche trank des todes gall
Mügeln
146,2;
daz er icht valle / noch stige in dis todes galle
Hiob
12502;
Minneb
2614;
steigernd:
alles tôdes übergenôz / und aller triure ein galle
Tr
2017.
–
do Noê erhôrt der werlde nôt, / daz si solt ligen tôt
/ gemeiniclîch alle, / daz dûht in gar ein galle EnikWchr
1718;
ez wirt dir noch ein galle [das wirst du
noch bereuen]
ebd.
8208
4.2
‘Zorn, Hass, Falschheit’
4.2.1
in Genitiv-Umschreibungen:
dô sante er ûz eine tûben âne der untriuwen gallen
Gen
708;
in iwerm herzen sol dehain galle des nides wesen
Spec
35,35;
ein gall der erge Mügeln
48,15;
den hoen got erwegte zornes galle ebd.
65,12
4.2.2
gallen hân, tragen (jmdm. / gegen jmdm.), ein
galle jmds. sîn
‘(jmdm.) feindselig gesonnen sein’
mich griulet, sô mich lachent an die lechelære, / den diu zunge
honeget und daz herze gallen hât Walth
30,13;
ich hân gên dir niht gallen EnikWchr
20793;
si was geminne in allen; / sin truoc niemanne gallen
/ ûzen noch innerhalp der wât Tr
12952;
er ist [...] sîner friunde ein
galle SM:Go
2: 4,11
4.2.3
âne / sunder gallen, gallen frî
‘ohne Falsch’
wîp sint âne gallen KvWLd
8,15;
du bist ane gallen / glich der turtiltuben, / sancta
Maria MarldM
61;
swer der wâren minne phlît, / der hât die güete âne gallen
LvRegSyon
2021;
mit triuwen âne gallen / si sich underkusten
Wig
9605;
vil gar sunder gallen / umbe greif er unde kust in
Vät
12156;
frou Güete gallen frî KvWKlage
10,1.
–
wan an den vrouwen allen / enist nimêre gallen, /
[...] noch enhabent dekeiner trüge niht /
noch aller valsche keinen, / wan daz si kunnen weinen / âne meine und
âne muot, / als ofte sô si dunket guot Tr
13896;
sist kiuscher dann ein kint von siben jâren, / ir
herze in solker süezze stât, / daz ez noch niender gallun hât
SM:Wi
9: 3,8;
grôz herze und kleine gallen, / dar ob was sîn
[Gahmurets] brust ein dach
Parz
317,26
4.2.4
‘feindselige, böse, falsche Person’
nu swîc, du übele galle; du heizest liegen mich? / daz ich hînte
rechen alsô über dich, / daz dir dîn zorn erhillet sô lûte nimmer mêre
Kudr
1278,1;
[Cundrie:] die besten über elliu lant / sæzen hie
mit werdekeit, / wan daz ein galle [Parzival] ir
prîs versneit. / tavelrunder ist entnihtet: / der valsch hât dran gepflihtet
Parz
314,28;
und wil in ergetzen / [...]
maniger untriwen [...] und verrætnusse, / diu ze
maniger stunde / ûz valschem herz und munde / ist gegangen und gevallen /
der selben bêheimischen gallen [König Wenzel II.]
/ gen dem bruoder sînes wîbes Ottok
71925;
so ist auch nicht poser gallen / denn der ungehorsam
lebt / und der ordnung wider strebt Teichn
405,16
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