geschihticlich
Adj., Adv.
Adv. -lîchen.
‘zufällig’
die verwerrtung [...]
[
corruptio, der (körperliche) Verfall
] geschiht [...] von stössenn an die stain
oder von anndern geschichtigklichen vällenn [
ex aliis fortuitis
casibus
] oder von siechtum oder von übelm rate der ärtzt
HvHürnh
49,4;
nu kam geschihtlîchen [La.
geschichteklichen
] dar / morder ein vil michel schar
WvRh
4358;
ThvASu
286,22
geschirre
stN.
‘Gerätschaft, Werkzeug’
Êtîus muoz die wolle noch zaisen, / oder ich trîbe in in
weberisk gescirre Kchr
14015;
swelh vischaͤr dreu geschirre [Netze] hat
UrkRegensb
718
(nach 1320);
der munt ist ain sidel und ain geschirr der versuochenden
kraft der sêl, dâ mit daz tier sein narung nimpt BdN
12,29;
ain mäuslein, als wir ez hie nemen, ist ain geschirr der
willicleichen wegung an den glidern ebd.
20,12;
die sel hat muglichait und ist instrument oder geschirr got zebekennen vnd
zeminnen aus natur Gnadenl
3:M1,117.
–
‘Gefäße, Geschirr’
[sie] suͤllen die lebentigen visch vail haben in
iren schaefflein und in flachem geschirr StRMünch
442,27.
365,10;
nun hatend sy kain geschier darinn sy das wasser tragen moͤchtind
Stagel
110,37.
– allg. ‘Ausstattung, Zubehör’
alles daz geschirre daz zuͦ dem alter gehorte ClosChr
17,11;
die vorgenante muͥli [...] mit alleme dem
geschirre, so zvͦ der muͥlu hoͮret UrkCorp (WMU)
511,14.
– bildl. für ‘Genitalien’
der ertôtet sîne âchuste, der in dc gescirre uirsaget, dâ siu
mit wurchen TrudHL
134,8.
134,18;
Vlrich dem beutler ist di stat verboten 5 jar 5 meil hindan bei der hant
darumb, daz er ungezogen ist gewesen mit seinem geschirr und zeigt ez den frawen
NüAchtb
86
(a. 1348);
dô waren im vil tiure / schuohe unde lînwât, / und swaz geruochlîche stât, /
des gienc er alles irre. / sîn vil lanc geschirre / daz hienc im in die aschen
HBirne
262;
dô truoc er sîne reife und sînen tribelslagen. / mit sînem
umbesweife / kund er sich wol bejagen, / ein guot geschirre tragen
KLD:GvN
39: 3,5.
–
‘Ordnung’
die siben irresternen, [...] / loufent an ir gezelte
/ dem umbekreiz der welte, / und gehillet doch ir irre / dem himelschen geschirre
WvRh
514
geschirrelôs
Adj.
‘entmannt’
zew hin, roß zagelloß / vnd dein herre geschirloß Striegelk
103.
95;
Striegelw
88
geschiuhe
stN.
auch geschiuwe, geschuͦ.
‘Schreckgestalt’
larva: geschúwe, geschuͦ VocOpt
13.093;
geschiuwe und merwunder / und vische vil besunder / hâst du geschaffen dem mer
WvRh
527;
daz ain schoͤnes wip / minnet aines mannes lip, / der ist als
vngeschaffen, / daz ritter vnde phaffen / in hant fuͥr ain geschuͥhe /
vnde haissent, daz man fluhe / sinen vngetanen lip JvKonstanz
405;
ein geschiuwe [Vogelscheuche] in einer gersten
KLD: Schulm
5:10
geschiuwede
stF.
‘Scheu’
darnach karte Jonathas hin / wider zu Jerusalem in / mit vride unde mit
vreuden / mit vil wunnen an gescheuden Macc
4974
geschoc
stN.
‘Schock, Menge von 60’
funftzehenhundert geschok grozzer beheimischer pfennig UrkHohenz
3,72
(a. 1341);
so gesamnet si licht dar in / der regel pfening ain geschoch Barfüsser
69.
– auch allg. ‘größere Menge, Haufen’
dez volkis ane zellen / wart do zvo der hellen / gesendet menic geschoch / in
daz verfluochte loch Martina
172,9
u.ö.
geschol
swM.
1
‘jmd., der einem anderen Genugtuung schuldet; Schuldiger’
2
‘Gläubiger’
3
‘Gewährsmann, Bürge’
1
‘jmd., der einem anderen Genugtuung schuldet; Schuldiger’
der sinem gescholn niht vergibit, / wie unsæliche er gedigit!
Vateruns
165;
wie getar er sich verpergen, / mîn unt mînes trehtînes gischol,
/ in dehäinem irdischem hol Priesterl
51.
– bezogen auf Straftaten ‘Beschuldigter’
vindet aber en man sinen rehten gescholn der in berobet
hat StRAugsb
73,6.
10,10;
ob ein ersam purger [...] einen totslach
[...] tæt, [...] der
rihtær sol im vuͦr gebieten, als reht sei, vnd sol der geschol antwurten
nach rehte UrkCorp (WMU)
2918,14.
1914,12;
HvNstAp
20226.
– bezogen auf eine Geldschuld ‘Schuldner’
er ist eins geltes min geshol / daz er mir niht vergelten
mag Rennew
14786.
29159;
UrkCorp (WMU)
2087,16
2
‘Gläubiger’
jz schol [...] dehain richter nicht gelaitz geben umb
gult [...], won mit der bvͦrger urlaub oder mit des
gescholen urlaub StRBurgh
185
3
‘Gewährsmann, Bürge’
daz ich e was getaufet, / e daz ich wuͤrde verkaufet;
/ des han ich hie minen gesholn Rennew
18091;
man sol in [den Schutz
Begehrenden] uz der friung geben, / ob sin gescholn koment hin
[l. in (?)] an Teichn
576,77
gescholære
stM.
‘Schuldner’
swer [es schwöre] der gescholer zen hailigen
DRW
4,453
(Schwsp. Var./WSB. 79; 14. Jh.)
geschœne
Adj.
‘schön’
diu lit vil verdorben gar, / der geschoͤneste lip den
ie gebar / dehain wip RvEWh
12826
geschopfet
Adj.
‘mit einem Schopf, Schweif versehen’
der geschopft stern haizet ze latein cometa
BdN
75,3.
75,18
u.ö.
geschote
Subst.
Bed. unklar, Käsemaß oder -menge? (vgl. SchwäbWb 3,493):
in Lindurne 28 caseos, geschote est unus. feodum Liebun 6 caseos, et caseus
valet 1 geschote [...] Lase curia 15 libras Veronensium 12
geschoͤte caseorum UrkWürtt
4,XXIV
(13. Jh.)
geschôte
N.
‘Hoden’
aniz mit bonenmel unde mit heizem honege getempert hilfet den
man, ob im sin geschote zoswollen ist, ob manz druf leigt Macer
80,6.
27,7
geschouwede
stF.
‘Anblick’
do er also bluͦtende da stuͦnd und sich selber
an sach, daz waz der jemerlichest anblik, daz er in dik gelichte in etlicher wise
der geschoͤwde, als do man den geminten Cristus freischlich geislete
Seuse
43,24
1geschoʒ
stN.
‘Abgabe, Steuer, Schoss’
ut a nobis cum eis in civitate residentibus teloneum nec exactio que gescoz
dicitur nullatenus exigatur UrkMühlh
47
(a. 1256);
swenne di stat ein geschoz muz haben, das sullen di burger setzen under
einander, wenne si sin an irme heimelichen rate, also alse der stat not ist
StRFreiberg
52,18.
54,4;
WüP
45,3;
mit [...] hoͤfen vorwerken velden holtzern
[...] vyschweiden guͦlten zinsen zehenden beten
stuͦren geschozzen banwin diensten [...] und allen
andern nuͦtzen gevellen und rechten, die wir biz her gehabt haben
UrkHohenl
2:574,29
(a. 1345)
u.ö.;
er irdahte varen zu den / landen, die hiezen Persyden, / und der lande geschoz
nemen [
accipere tributa regionum Mcc 3,31]
Macc
2177;
und mit nichte sullin sy daz volk beswerin mit unphlichtigim
geschozze adir bete Cranc
Uzl 262,15;
du bist kumen in myn riech, / gilt mir als di andern glich / myn geschoz und
mynen czins TvKulm
3607
2geschoʒ
stN.
‘Etage, Geschoss’
tecmen de schindil super unum geschoz UrkBresl
255
(vor 1346)
1geschôʒ
stN.
‘Kleidungsstücke’
sus brâhten sie daz eselnôz, / dem die jungern ir geschôz, / ein deil der
kleider leiden ûf Erlös
4610
2geschôʒ
stN.
auch geschoʒ.
‘Geschoß, geschossene oder geworfene Waffe’
spiculum: spiez vel scoz, giscoz SummHeinr
2:471,246.1;
iaculum: geschoz Gl
3:638,41
(BStK926);
telum: gescoz Gl
3:359,42
(BStK927);
manec mîn meister sprichet sô, / daz Amor unt Cupîdô / unt
der zweier muoter Vênus / den liuten minne gebn alsus, / mit geschôze und mit fiure
Parz
532,5;
si liezen gêre vliegen / mit anderem ir geschôze
Wh
431,9;
guot geschoz, steine vil Wig
10746;
der slug, der schoz, yener warf. / ir geschoz waz also
scharf, / daz ez die edeln gestul verbrant Minneb
3636;
zwelf kocher, [...] / gehertet von
guotem stâl, / pfîl in ieslîchem kocherlîn, / tûsent geschôz stælîn
EnikFb
2966;
alsô snell als ain geschoz, daz von ainem armprust vert oder
auz ainer schozpüchsen BdN
274,3;
bindestû die wurze anderhalp gegen der wunden, sô vert daz
geschôz ûz Barth
142,35;
Albrant
3,22.
– selten ‘Bogen’
geschoz mit buckelen [
arcum et scutum
Ier 50,41
] sie / begrifent in ir hende hie PrHess
60,101.
– bildl.:
der nît was ûf dich [Joseph] grôz,
dich gie ane manig gescôz Gen
2941.
– übertr. für ‘Versuchung’
behalte vns in dem zîte viendes von gescozze vngetriwes [interl.
zu conserva nos in tempore hostis a telo perfidi
]
PsM
H 31,6;
swelch man sich des voreinet / daz er dorch got liden wil ─ /
iz sie wenic odir vil ─ / daz im zu lidene geschicht, / deme schaden die geschoz
nicht, / wen her sie dolt von vrier kor HeslApk
226.
– phras. (vgl. TPMA 4,409f.):
wen geschoz die man vor besiet, / schaden minner an der
geschicht / dan jene die man besiet nicht HeslApk
13696
(ähnl.
217ff.
);
wan diu geschôz, gên den man sich vor gewarnet hât, diu tuont minner schaden
DvASchr
316,7
geschrâ
stF.
→
geschræje
geschragen
swV.
‘einen schragen (Tisch) aufschlagen’ hier übertr.
‘einen Platz bereiten’
ich wil mînen kumber ouch minnen klagen, / wan diu mir kunde daz herze alsô
versêren, / diu mac mich wol ze vröiden hûs geladen [La. huse
geschragen
]
MF:Fenis
3:2,7
geschræje (?)
stF.
‘Unwetter’ (textkrit. problematisch: zu
schræjen
oder geschrâ anzusetzen, vgl.
Anm.z.St. und Felder, Krone, S. 441):
eyn geschrey kam nach dem hagel, / die Gawein vil waszen zagel / erzeugte nach
vnd bot Krone
16020
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