bildesnitzer
stM.
‘Bildschnitzer’
es wart nie ckain malaͤr / noch chein pildsnitzer so gut / der nach aller
frawn muet / mocht gepilden eynen man Teichn
604,113
bildevrî
Adj.
‘ohne bilde, ohne Gestalt’
gegenwürtikeit der bildefrîger formen gotlîches wesendes PrEkkewint
229
bildieren
swV.
zu
bilden
(Suolahti 1,66).
‘(Truppen) aufstellen’
Hector [...] begunde si formieren / und ûf den strît
bildieren / mit worten und mit handen KvWTroj
30260
bildnisse
stN. oder stF.
‘Abbild, Erkenntnisbild’
wan alliu bildnisse unde glîchnisse [...] hât got des
êrsten in die nidristen engele îngedrücket, daz sie danne daz götlîche lieht unde
den trôst gotes in die sêle drücken, daz si komen müge in ir einigez ein, daz got
ist Eckh (Pf)
396,34.
395,30;
daz dritte [
bilde in der sele
] heizit ein bilde des glichnisses, wan daz sal sin sundir alle
bildnisse und glichnisse, wan da in deme ewigin lebine forsteit gotlich wesin di
steit des glichnissis [tritt göttliches Wesen an Stelle des Ähnlichen
(Anm. z.St.)]
Parad
100,28
bildoht
Adj.
‘gemustert’
4 genatuͥ tischlachen, zwei bildochtuͥ an mins herren thisch und 3 bildochtuͥ
an der jungherren tisch und 2 gemeinuͥ tischlachen FWB
4,384
(Kläui, Schweiz. Urbare)
bildunge
stF.
1
‘Abbild, Ebenbild’
2
‘Einbildung(skraft), sinnliche dinghafte Vorstellung’
3
‘Trugbild, Vortäuschung’
4
‘Gleichnis, Beispiel’
1
‘Abbild, Ebenbild’
dú [
gehúgde
] ist bildung aller ding und ist glich aim schrin oder ainer arche. in
dem schrine behaltet man kram der edel ist. also behaltet gehúgde bildung aller
dinge die der mentsch ie gesah PrGeorg
233,2;
alz sich got in der sele bildet, daz si in denne mit ir hertzen erkennend und
sehend wirt an der bildung die si von im enphangen hat ebd.
274,11;
ThvASu
52,4;
do begegent im in geistlicher unsaglicher bildunge dú ewig wisheit
Seuse
200,22
2
‘Einbildung(skraft), sinnliche dinghafte Vorstellung’
wan die wîle daz diu bildunge der minsten krêatûren in dir ist mit wollust, sô
vereiniget sich got nimmer mit dîner sêle Eckh (Pf)
375,38.
25,7.
24,36;
Eckh
3:90,1;
der erste staffel der beschoͮde ist bildung RvBib
66,6
u.ö.;
dar umbe so enmag er [Gott] noch von den sinnen noch
von bildungen gesehen werden, sunder allein von dem verstan ThvASu
236,27;
die neigunge der sinnelicher krefte und ir bildunge Tauler
10,21.
351,11;
Seuse
520,6.
524,3.
524,9
3
‘Trugbild, Vortäuschung’
daz dritte úbel ist des túvels vaͤlschú bildung; won dar an mag sich der reht
mentsche liht missehuͤten. der túvel ist wunder kúndig. er nimet etwenn ains engels
bilde an sich PrGeorg
202,8;
da von ez got selben gicht: / ‘boͤsi bildung muͤß ergan.’ / aber we dem selben
man / der die boͤsen bildung bar [Verrat geübt hat; vgl. Mt
26,24]
Teichn
569,75
4
‘Gleichnis, Beispiel’
des wil ich ew pildung sagen: / wer seinen nächsten hat erschlagen, / der muß
darumb leiden ser Teichn
697,33
bîl(e)
stN.
→ bîhel
bî legen
swV.
1
‘(in der Hochzeitsnacht) einem Bräutigam seine Braut als Bettgenossin zur Seite
legen’
2
‘sich zu jmdm. legen, mit jmdm. verkehren’
3
‘sich etw. zu Herzen nehmen’
1
‘(in der Hochzeitsnacht) einem Bräutigam seine Braut als Bettgenossin zur Seite
legen’
an ainem suntage zu nacht, / da legt man im die schonen pey
HvNstAp
5925
2
‘sich zu jmdm. legen, mit jmdm. verkehren’
Sîfrit der leit sich nâhen der juncvrouwen bî
NibB
666,1;
horet alsus lesen di pfaffen: / iz ist um di schrift also geschaffen, / als um
ein elich wip / daz do treit doch velen lip / und sich vremden mannen leget bi
Brun
956
3
‘sich etw. zu Herzen nehmen’
dez [Gottes] wort sullin úh noh lieber gar / sin
und zartter denne der lip / [...], / unde legint ez iu noh
naher bi, / vil suͤzer danne ith suͤzers si / mit froden in iuwerm muͦte
RvEWchr
11614
bîlëger
stN.
‘Beilager, Hochzeit’
daz vorbaz mer nimant torste torlichen rede uff di hochzit unde uff daz
bilegir des ediln furstin mit sente Elyzabeth Köditz
27,6
bîleite
stN.
‘Begräbnis’
mit sogetaner beschaidenheit, daz di lieben gaistlichen levt
[...] von dem vorbenanten weingarten mir mein pilaitte,
meinen svbinten [= sibenden
] , meinen dreizzigisten, vnd hinfver alle iar, schvllen begên meinen
iartag UrkAltenb
140
(a. 1318)
bîlen
swV.
zu
bîl
stM. (Dalby, Mediaeval Hunt, 22b).
‘(ein Wild) zum Stehen bringen’
recht als ein willig iagent hunt / der rechter vert nicht abgestat, / untz
sich der hirzze peylen lat, / und in der hyͤrzz in seinem tzorn / wirffet swind mit
seinem horn, / daz er stirbet al tzu hant Suchenw
10,28;
et ibi [
cervus
] defendit se, quamdiu potest, pedibus et cornibus, et hoc vocatur
gepeylt Jagdpredigt
72
biler(n)
Subst., Pl.
‘Zahnfleisch’
swem wurme die zende holnt unde die bilare ezent
Barth
139,33;
sô dich die pylar swerent oder bluotent ebd.
147,18;
rouch der da ruchit uon kwecsilbere, der tut der zene wurzel
schaden vnde den pilrn SalArz
28,42
u.ö.;
sint im die piler faul PrBerth
2:686,26.
–
zunge min haftote zu den bilæren minen [
lingua mea adhesit faucibus meis
]
PsM
21,16
bilian , bilien
Subst.
→ bilion
bî ligen
stV.
1
‘in der Nähe von jmdm./etw. liegen’
2
‘bei einer Frau liegen, den Beischlaf vollziehen, das Beilager halten’
3
‘von etw. erfüllt sein’
1
‘in der Nähe von jmdm./etw. liegen’
im lac sîn harnasch nâhe bî Parz
732,30;
ouch was des truhsæzen site, / wan Tristan schœner mære
phlac, / daz erm ie nahtes sô bî lac, / daz er bereite hin zim sprach
Tr
13478;
der kese lit mir ze nahen bi. / [...]
ich fvrcht, er si / mir zv der wunden schedelich ReinFu
K,261
2
‘bei einer Frau liegen, den Beischlaf vollziehen, das Beilager halten’
[König Etzel:] sô wirb ez, Rüedegêr
[...]. / und sol ich Kriemhilde immer geligen bî, / des
wil ich dir lônen NibB
1151,2;
WhvÖst
9512;
hat aber er ir gelegen bi / dvrch minne ReinFu
K,1392;
ich hân sorgen vil gepflegen / und den vrouwen selten bî
gelegen MF:Mor
7: 4,6;
MF:Reinm
14:1,8.
64:4,3;
er wolte si / notzogen und ir ligen bi RvEWchr
7195.
– Part.-Adj.:
si heten beidiu kranken sin, / er unt diu küneginne, / an bî ligender
minne Parz
193,4.
– subst.:
bî ligens wart gevrâget dâ. / er unt diu küngîn sprâchen jâ Parz
201,19.
136,28;
er dient iͤr nicht durich ligen pey; / dez gemutez waz er vrey
Teichn
188,7
3
‘von etw. erfüllt sein’
sine hende er zv samne sluc / vnde hette sulcher gebere gnvc,
/ als man zv habende phlit, / swenne im die sorge bi lit Herb
15462;
ydoch liet dem leben by / mancherhande smerzen swil Hiob
3662
bilion
Subst.
auch bilian, bilien.
‘mit Kupfer oder anderem Metall vermischte Silber- oder Goldmünze’ (vgl.
Rosenqvist 2, 64):
und ist die diebstal nit me denn sechs bylyon und 10 ß bylyon und was darob,
den sal man henken SchweizId
4,1170
(Urk. a. 1297);
zehen pfund bylyen ebd.
4,1170;
die luͥte alle, die in der vogtey gesessen sint, gebent weder mer noch minre
ze stuͥre denne 10 #(Pfund) bilian UrbHabsb
1:286,6
bille
stN., swF.(?)
Werkzeug zum Behauen der Steine :
swenne ich von der vorgeschriben múli var, so sol ich bi derselben múli lassen
stain [...] drú bille, ain hebisen, ain imi, ainen zuber
FWB
4,409
(Leisi, Thurg. UB; a. 1347);
ere unde gut / verkeret mut, / [...], / sam dem
steine ein bille / verkeret form und ouch gestalt Frl
5:54,4.
– bildl.:
dar umme uns die billen / howen hie dines
vluches [vgl. Dn 9,11]
Daniel
6310;
mit swacher chuͤnste pillen / hawͮ ich in herter flins want Suchenw
41,56.
10,48
billeclîche
Adv.
‘angemessen, verpflichtungsgemäß’
v̓wer burger vnde bottin, die ir zuͦ vns santont, die ir botschaft als
ernstlich vnde bescheidenlich vol wͤrit [= volvüeret
] hant als si billeclich soltin UrkCorp
156,9
billen
swV.
s.a.
gebillen
.
1 tr. 1.1
‘etw. (Steine, bes. Mühlsteine u.ä.) behauen, schärfen’
1.2
‘etw. aus etw. (Stein u.ä.) hauen, schlagen, herausarbeiten’
1.3 in Verbindung mit herabe
‘etw. von etw. weghauen’
2 intr. 2.1
wider einander ~
‘in verschiedene Richtungen streben’
2.2
‘herkommen, entstehen’
2.3
‘zu jmdm. durchdringen’
1
tr.
1.1
‘etw. (Steine, bes. Mühlsteine u.ä.) behauen, schärfen’
der gwinnit steine unt behouwit die
[...] unt billit sie mit sîme wâfine nâch sîme
richteschîte unt quâdirt sie PrMd(J)
352,15.
352,30.
352,32;
erst wil ich billen / den stain der vræude maln kan WhvÖst
15288;
der adler, so der alt wirt, so wirt im sin snabel krumb
[...], so billet er in an einen herten stein
PrEngelb
199,205.
– subst.:
wenn er [Müller] sein mùl auf hebt durch
pillens willen OberBairLdr
340.
– bildl.:
din wirde richen / wirt, sit du hast willen / daz du din hertz wilt
billen / mit mænlichem muͦt WhvÖst
11544
1.2
‘etw. aus etw. (Stein u.ä.) hauen, schlagen, herausarbeiten’
daz ir ê mæhtet billen / wazzer uz dem steine, / e daz ih
dehein brode meine Wernh
D 1596;
ûz eime herten steine zucker billen, / alde wahs ûz einem fûlen holze bern
Marner
6,15;
von einem linden steine, / [...] würd ez [
bilde
] mit cleiner swære / gemachet und gebillet KvWTroj
6427;
Frl
5:95,12;
daz sie mich volvaren / laze in minem willen, / uz deme buche billen / mit
miner zungen einen / Danyelem den reinen Daniel
70
1.3
in Verbindung mit herabe
‘etw. von etw. weghauen’
als der stein nimmer eben gelît, die wîle er knurren hât unde bühele, sie
werden ê her abe gebillet, alsô [...]
DvASchr
319,32
2
intr.
2.1
wider einander ~
‘in verschiedene Richtungen streben’
da von izz [= ist
] ein sunder hail / daz wiͤr wider ein ander pillen Teichn
385,29
2.2
‘herkommen, entstehen’
so muͦzz alle missetaut / uzz dem tiuͤfel sin gebillet, / der haut
hochvart selb gewillet Teichn
509,83
2.3
‘zu jmdm. durchdringen’
Danyel, ich bin vorwar / her gesant, daz ich dir bar / sal machen gotis
willen, / sam din gebet wart billen / zu gote en anbegin Daniel
6432
billenmël
stN.
das zuerst nach dem Schärfen der Mühlsteine (billen) gemahlene, daher
mit Steinteilchen vermischte Mehl:
wer klien, oplaz- oder billenmel under ander gerehtez mel
becket, der sol geben 60 #(Pfennig) WüP
89,41
billich
Adj.,
Adv.
1 Adj.: ‘angemessen, geziemend, recht’
2 Adv. ‘angemessenerweise, wie es sich gehört, gerechterweise, von Rechts
wegen’
3 als nähere Bestimmung zum folgenden Adj. oder Adv., übergehend zur Gradpartikel
‘ziemlich’
1
Adj.: ‘angemessen, geziemend, recht’
íh quído ábo, dáz dáz bíllîh sî, dáz ér sélbo áller êrest sîn
euangelium únte díu mysteria [...] vúre bringe únte sîe
dáre nâh sînen apostolis [...] beuélehe Will
124,6;
nû ist ez gnuoc billich, / swer selbe des tôdes ger, / daz
mans ouch den gewer Iw
5244;
Walth
36,4;
deme, der zu dirre êrsamen brûderschefte geselleschaft wirt
entphangen, dem sol man die billichen cît der probacione verlîhen
StatDtOrd
51,8;
wenn der track in sein alter kümt und zuo seinr pilleichen
grœze BdN
269,7.
–
~ und recht sîn/dünken:
Roth
3321;
SüklV
630;
UvZLanz
2461
2
Adv. ‘angemessenerweise, wie es sich gehört, gerechterweise, von Rechts
wegen’
ir scult billîchen haben daz iu geruochte got geben
Gen
2295;
daz sold ich billîche klagen NibB
995,4;
sus was der hirz enbestet, / diu hût billîche entlestet
Tr
2916;
als noch hiute und alle tage / billîche ein rœmscher künec tuot
KvWSchwanr
189.
516.
– Komp.:
ich niwil ouch nieht daz er heizzi Joseph, / er heizzit
billîchere der werlt heilâre Gen
2090;
die marter und die arbeit / die sî an sich selben leit, / die
sold ich billîcher enpfân Iw
1667;
der sînen eigen kneht slehet ze tôde âne schulde und âne
gerihte, [...], man nimet im sînen lîp billîcher dar umbe,
denne ob er einen fremeden erslagen hete SpdtL
137,4;
BdN
321,25.
–
billîchen und von rehte Tr
11411.
–
billîch unde wol:
im solte billîch unde wol / ein rîche dienen
Tr
10020;
Eckh
5:8,12;
billîch unde wol sîn
Tr
1940.
3946
3
als nähere Bestimmung zum folgenden Adj. oder Adv., übergehend zur Gradpartikel
‘ziemlich’
‘Tristan, ich hôrte dich doch ê / britûnsch singen und
gâlois, / guot latîne und franzois: / kanstû die sprâche?’ ‘hêrre, jâ, / billîche
wol.’ Tr
3694;
wan mîn dinc stât billîche wol / an lîbe und an dem muote
ebd.
4442;
Îsôte, / diu lernet ie genôte / diu buoch und dar zuo
seitspil / und kan des ouch billîche vil ebd.
7848;
ein öleboum, der was mâze grôz, / nider unde doch billîche
breit ebd.
14609;
die wâren billîchen / hübsch unde wol getân
UvZLanz
4070
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