buochswam
stM.
‘an Buchen wachsender Schwammpilz’ (vgl. Marzell 3,954 und
960):
und welherlai swäm man kochet mit den pirn, ez sein
puochswäm oder ander, die man in mangen landen kochet und izt, die schadent dester
minner BdN
341,4
buochtihtære
stM.
‘Verfasser eines Buches’
prosator: ein buͦchtichter VocOpt
39.001
buochvël
stN.
‘Pergament’
swie guot buochvel ein schrîber hât / und swie snelle sîn veder gât / ûf dem
buochvel hin und her WälGa
14019;
wollær, lodnær und die tuoch verbent, / die buochvel unde leder gerbent, /
huotær, wurflær und die dâ strickent Ottok
65678
buochvëllære
stM.
‘Pergamentmacher’
das sehste [die sechste Form der
Urkundenfälschung] ist das man ettwenne machet von weine und von
wazzer, daz dew schrift gar ab geet, und gibt es einem buochveller, der es mit
seiner kunst gar ab tuot, und scrîbet dann wider dar an nâch seinem willen und nâch
seinem nucze SchwSp(W)
419,24
buochvinke
swM.
‘Buchfink’ (vgl. Suolahti, Vogelnamen, S.112ff.):
buchvinken, lerchen, disteltwank, / mit den so gelfent iren sank / nahtegal,
galander SHort
185.
5853;
di vogellein sungen vaste: / amselen und droschelein, /
puchvincken und lerchen und hardelen [l. cardelein
Distelfink]
HvNstAp
13146;
frigellus: buͦchauink VocOpt
44.104
buochwalt
stM.
‘Buchenwald’
in dem buochwalt ze Cästres hat dú herschaft wiltbant WeistGr
1,813
(a. 1303);
kumet oder wachset aekart [Buchecker] oder atzung
in demselben büchwald ebd.
5,373
(a. 1344)
buochwîse
Adj.
‘der Bücher kundig, schriftgelehrt’
die nû sîn sô buochwîse, / die widerreden ez, ob si megen! Aneg
1256
buochzal
stF.
‘Bücherverzeichnis, Kanon’
dis buch, das bi dem namin Baruch bemerkit ist, habin di Hebrein nicht in irir
buchczal, sundir alleine in der gemeynin tolkunge Cranc
Vorr. Bar 170,2
buode
swF.
1
‘Hütte, Zelt’
2
‘Stall’
1
‘Hütte, Zelt’
vil bluomen [...] und kriuter, / dâ mite sie ir
buoden / wolden schône zieren HvFreibTr
3406.
3391;
so kumen sie der selben vrist / zusamne in vreuden milde / machen da von loube
wilde / buden unde gezelt drate, / daz en davon werde schate Macc
4645
(Erläuterung des Laubhüttenfestes Scenophegia, vgl. 1 Mcc
10,21);
do sie vor der buden / wurden gewar der tracken / und mit welhen sachen / die
celle was vor in behuͦte Vät
7740.
5323;
MarLegPass
14,56;
Gorgias in die buden quam / der Juden [
in castra Judæ I
Mcc 4, 5] nahtis Macc
2359
u.ö.;
Cranc
Jes 37,36;
NvJer
3330
u.ö.
2
‘Stall’
die kemele sie entluden / unde brahten sie zu buden, / da sie gemach heten
Vät
27436
(=
Pass III
512,39
)
buoden
swV.
‘ein Heerlager errichten’
daz lant die ûzern [Belagerer] branden, / ûf daz
velt sie vaste buodeten ErnstD
785
buolære
stM.
‘Liebhaber’
ich hort ye die maister sagen / das dy myt dy pest wer. /
das pedewt ein pulaͤr, / der sol auf dy mitt stan / und sol das ze nyder lan
/ oder das im ze hoch sey Teichn
667,6
buole
swF.
‘Geliebte’, als Anrede:
ey uberclerte frawe clar, / min gymme, min osterwunne, /
[...] liep, bul Minneb
4973;
liebe puel mein Suchenw
28,201
buole
swM.
1
‘Geliebter, Freund’ , meist als Anrede 2
‘Bruder, Schwager, naher Verwandter’
1
‘Geliebter, Freund’, meist als Anrede:
‘viel lieber buͦl’, sprach sie
Lanc
469,1;
trvter buͦle, was mainnet daz? JvKonstanz
2308.
2371;
also half si ir amise [La. irme
puͦlen
]
RittermdN
196;
Ruschart
323.
720;
MinneR 451
126.
218.
273;
Brun
738.
546.
– an den Ehemann:
hab uf, buole, dinen kopf RittermdN
192.
– an Christus:
owi sal imer cuͦmen de selige dach, / dat ich dich, suͦze
buͦle, suͦle gesien Lilie
44,35;
Jhesus, vil lieber buͦle min, la mich in warer
rúwe und in herzelicher liebi zuͦ dir Mechth
7: 38,10;
Seuse
92,17.
– als Anrede des Dichters an die Leser oder des Lesers an den Dichter (nur
Brun ):
des wil ich bescheiden dich, / trut bule min nu sich
Brun
11638.
2364;
erunt duo in carne una / an einem vleische werden zwene. / waz ist daz
gesprochen? sprich, / trut bule, des berichte mich ebd.
1840.
7096
u.ö.
– auf eine Frau bezogen:
den bessten guͤrtel den ain man / ains mals vmb sich guͤrten
kan, / der ist von wizzen armen blanck / sines buolen ain zaͤrtlich
vmbvanck LS186
34
2
‘Bruder, Schwager, naher Verwandter’
dâ wart ez gâhes erkant / sant Georjen buolen beiden [den beiden
Brüdern des hl. Georg]
Georg
525;
wir, greue Cuͦnrat von Veihingen [...] durch
liebe vnd bieth vnsers lieben boͧlen greue Eberhartes von Tuwingen vnd unserr
lieben swester Adelhaet [Frau Eberhards]
UrkCorp (WMU)
1592,42,39.
3368,5;
Elis
6252.
6297;
vns selber vnd auch vnserm lieben bulen Kraften von Hohenloch UrkWürzb
41,248
(a. 1346).
– als Anrede:
lieber buole Georîs Georg
559.
749.
776;
lieber buͦle, siest eintrehtig mit gotte und
vroͤwe dich sines willen! Mechth
6: 42,8;
HvFritzlHl
108,25;
[Aglye zu Ryal (Wilhelm) nach dessen Adoption durch ihren Vater
Agrant: ] ‘zarter buͦle min! /
[...] du solt mir und Appollen / mit vlizze
willekomen sin!’ / ‘gnade’, sprach er,
‘swesterlin!’ WhvÖst
1374
buolerîe
stF.
‘Unzucht, Hurerei’
sy [Flanea] traib groß biebery / und darzuͦ
haimliche buͦlery FrSchw
182.
6443;
der [...] was offt bey ir gelegen / unnd
buͦlery mit ir gepflegen ebd.
206
buoliân
stM.
‘Kuppler, Zuhälter’
in der stat was gesessen / ain unrainer pulian
[...]. / [...] er hette vail
schone weib / und hett ain offens sunthauß HvNstAp
15544;
ich ward verchauft dem pulian ebd.
16439
u.ö.;
leno dicitur domesticus assecla, consiliator, meretricum inductor inhonestus:
puliân VocAbstr
387;
unchausch, vrashait, uͤbel sprechen, / in dem leithaus
rauffen und stechen / als puͤlian zu maniger stund Teichn
166,19.
461,146.
588,133
buollîn
stN.
Dimin. zu buole swF.
‘Geliebte’ (oder ‘Schwesterchen’?), in der
Anrede:
[Ryal zu Agrant: ] ‘liebes buͤllin! / hastu
iht versinnet dich, / [...] wa von diu liebe muͤge
komen [...]?’ WhvÖst
1722
buolschaft
stF.
1
‘Liebesverhältnis’
2
‘Beischlaf’
1
‘Liebesverhältnis’
der briester [...] sprach: ‘fraw
dugenthafft, / pflegt ir nit heimlicher bulschafft?’ MinneR 340
22;
fraw, das bedagt, / wen bulschafft mag on sund nit wesen ebd.
27;
allen reynen wiben / die gerecht bulschafft driben ebd.
326
u.ö.
2
‘Beischlaf’
[der Zwerg Albân zu Frau Brîde:] nun solt ir mich
buolschaft mit iuch lâzen gewinnen, / ê daz ir koment von hinnen Orend
2429
buosem
stM.
1
‘Brustteil der Bekleidung’
1.1 allgemein 1.2 speziell ‘bauschige Falte der Oberkleidung, Brusttasche’ ,
in Verbindungen mit den Verben stôzen, ziehen usw. 2
‘Brust’
3
‘Schoß’
4
‘Mutterleib’
5 rechtsspr. ‘Nachkommenschaft in gerade absteigender
Linie’
1
‘Brustteil der Bekleidung’
1.1
allgemein:
daz [die Lanzenspitze, die Isenhart getötet
hat] zôch er ûzem buosem sîn / an einer snüere sîdîn: / hin
wider hiengz der degen snel / für sîne brust an blôzez fel Parz
51,15;
dâ hafte si ir buosem mit [mit der
Brosche] / nâch der Kärlinge sit Wig
846.
10566;
man sach ouch an dem buosem mîn / von golde ein kostlîch heftelîn
UvLFrd
451,13;
vor dez rockes bvͦsem man hie sach / drvͥ
bilde TürlArabel
*A 298,2;
ermel unde buosem sint mit sîden wol genât Neidh
WL 22:4,4;
so treit manik edel kneht / sine kleider gar unreht: /
[...] sin busem ist offen, sin hemde blecket
Jüngl
95
1.2
speziell ‘bauschige Falte der Oberkleidung, Brusttasche’,
in Verbindungen mit den Verben stôzen, ziehen usw.:
got sprach ime zuͦ: / ‘[...] dû stôz
dîne hant / sciere in daz dîn gewant!’ / [...] in
den buͦsem [
sinus Ex 4,6] er si
stiez Exod
734.
742;
VMos
35,19;
RvEWchr
9556;
in sînen buosem er si [Zunge des
Drachen] stiez Tr
9063;
dô zôch er ûz dem buosem sîn / ein wol gemachet tevellîn / ze guoter mâze
kleine RvEAlex
579;
in sein puesem er in [Trinkbecher] parg
Seifrit
2509;
do heten si ein teil der nüzze / in ir buosem
gebrochen [gepflückt]
RittermdN
33;
des paums pleter sint guot für die
harmwinden [Harnzwang] , wenn man si under dem kinn
tregt, niht in der hant oder in dem puosem BdN
364,15.
– phras.:
jmdm. in den buosem gerîsen
‘in den Schoß fallen’
Helbl
4,229
(vgl. TPMA 10,235);
dîn vorgedanc in dînen buosen rîse! [deine böse Absicht
falle auf dich zurück!]
RvZw
64,12;
waz sô man ime vurbaz tût, daz enist niht verlorn,
wenne ez kumet deme wider, der ez tût, in sînen busem [ihm
zugute]
StatDtOrd
91,5
(ähnl.
swaz din tugentriche hant / dar uber im tut
[...], / ez kumt dir gar in dinen schoz
Pass III
584,20
);
der vor sîn almuosen / mangem armen truoc ze buosen [der
früher vielen Armen Wohltaten erwiesen hatte]
Schlegel
252;
ez hat maniger sunden vil / und guͤter werch lutzel pracht, /
daz der teufel hat gedacht, / er habe’n in seim puesen [in
seiner Gewalt] gar Teichn
311,71
2
‘Brust’
so fuͦr er schlaffende mit den spizzigen steften in buͦsen und
krazte sich Seuse
40,21.
– Wendung slange im (in) ~
:
[der böse Höfling] ist doch schedelîcher denne eines
landes brunst, / slange im buosem, ein wolf bî jungen schâfen Kelin
3:2,14;
[die falsche Zunge ist] ein slange in buosme, ein
fiur in lieber wæte KLD:WvBreis
3:6,9.
–
~ als Sitz der Gefühle und innersten Gedanken:
die [Tränen] uze
dines [der Sünderin Maria Magdalena] herzen grunde
/ rechte in sinem [Christi] busem stigen /
[...] do er durh dine groze clage / dinen bruder
irquicte an deme vierden tage Litan
1167;
ih diemuͦtet in der uasten sele mine unde gebet minez in busen
minen chumet [
oratio mea in sinu meo
conuertetur
]
PsM
34,13;
daz [die Schmach] ich uerbarch in busem minem
ebd.
88,51.
78,12
3
‘Schoß’
er [Christus] fuͦr von himilriche uzsir
sines vatir buͦsime PrGeorg
271,20;
des hern Abrahamis buͦsim [das vorangegangene
schôz variierend] , da die engel des armin
mennischin sele in fuͦrton, bizaichint die toͮgenlichen gnade vnsirs
herren PrWeing (Pf)
183,2.
– bildl.:
Maria hat uf getan den buͦsem der erbaͤrmde an allen dingen,
dar umb daz wir von ir volle gnade nement PrGeorg
77,33
4
‘Mutterleib’
do er [Christus] chom in dere magide
puͦsim, do geheilt er mennisken chunne JPhys
1,16;
do sich der werde slovfte / in der megde buozin Martina
7,93
5
rechtsspr. ‘Nachkommenschaft in gerade absteigender
Linie’
ez [Erbe] gêt nicht ûz den bûsemen, die wîle die
ebenburtige bûseme dâr ist SSp(W)
1:17,1
buosemblëch
stN.
‘Brustpanzerplatte’ (NeidhWB, S. 28) oder
‘Metallplättchen als Zierde an der Brustbekleidung’ (Lexer
1,389):
diu sînen [des eitlen Bauernburschen] rôten
buosemblech / diu sint ir ungenæme gar Neidh
WL 27:7,7;
ich schriet ine bis duch [l. durch
] das
pusemblech Neidhc
117:12,7
(vgl.:
ich slüege in durch diu îsenblech Neidh
WL14:6d,7 )
buosemsnuor
stF.
Bed. unklar, wohl ‘Schnur zum Verschließen der Oberkleidung’
(vgl. Schultz, Höf. Leben 1,328) oder ‘Band zur Befestigung des
Messers’ (NeidhWB, S. 28: ):
er treit eine buosemsnuor / von alrôten sîden Neidh
WL 31:8,1
|