buochblat
stN.
‘Blatt eines Buches’
so man denne einen gwihten gouch, /
[...] heizet wesen an gotes stat, / so vertilget er des
buches blat [La. daz buoch blat
] , / da die
leien an solten lesen, / wie si an der sele suln genesen StrKD
108,90
buoche
stF.
‘Bibel, Buch der Bibel’
in der buoche lese wir, / daz Ysaias vane
dir [Maria] / alsus havet gesprochen
MarldA
32;
oug saget uns alsus / du buoch, du der heizet Exodus, / daz
[...]
ebd.
45
buoche
swstF.
‘Buche’
seht, dō lief wir ertber suochen / von der tannen zuo der buochen / über stoc
und über stein KLD:Alex
5:3,2;
doch sol men daz [Wald] lazsin, daz ieman sine hant
iht lźge an ein eich oder an ein buoch, es si danne zoͮ bśwenne
UrkCorp
1653,42;
von der puochen [Überschrift] .
fagus haizt ain puoch BdN
323,25.
317,8;
Pelzb
121,30;
von glanzer schilte bōze / wart dā gehœret lūter klac, / als ob der wilde
dunreslac / dā spielte dürre buochen KvWTroj
33437.
– Sprichw. (vgl. TPMA 1,486):
si suochen birn ūf den buochen MF:Veld
7:2,7
buocheichel
swF.
‘Frucht der Buche, Buchecker’
daz [Buche] ist gar ain źrleich
paum und tregt früht, die sint dreieckot, die haizent püecheln mit uns oder
puochaicheln in anderr däutsch BdN
323,28
buochelęre
stM.
wohl ‘der gewerbsmäßige Abschreiber von
buochelīn
’ (vgl. Heyne, Handwerk, S.
149):
der selbe schade ouch besaz / gurtlęr und
irhęre [Weißgerber] , / hantschuostęr und buochlęre
[die Belagerung der Stadt brachte sie in Bedrängnis]
Ottok
65692
buochelīn , büechelīn ,
büechel
stN.
1
‘Büchlein, kleines Schriftwerk’ (bescheiden untertreibend auch
für umfangreiche Texte) 1.1 allgemein 1.2 Kleindichtung wie Minnerede (s. auch UvLFrd unter
3 ), Märe usw. 2
‘Teil, Kapitel eines Werks’
3
‘Brief’
4
‘Schriftstück’ , daz büechel der (ver)kebesunge /
schidunge als Übers. von lat. libellus repudii
‘Scheidungsurkunde’
1
‘Büchlein, kleines Schriftwerk’ (bescheiden untertreibend auch
für umfangreiche Texte)
1.1
allgemein:
der ź dā heime tiutschiu büechel las Neidh
WL 37:1,5;
an dem buͦche vindet man zuare / manic toͮgene
dinc, / die an den buͦchen verborgen sint, / der [Gen.
Pl.] vnderwiset diz buͦchelin Lucid
1,7;
das puechlein von der spera tailen wir in vier capitel Sphera
59,1;
und bitte ich, die gelźret sīn, / swaz si an disem büechelīn / valsches
iender vinden, / daz si den widerwinden / und in ze der wārheit staben / oder
von dem buoche schaben WvRh
166;
hie endet sich der selen rat; / also haist dicz puechlein HvBurg
6539;
daz büchel der gebvrt [
liber
generacionis
] Ihesu Christi des svns Dauid EvAug
1,2
(Mt 1,1).
–
der mag [Magen] hāt inwendig
vil häutelvasen reht sam klaineu plätlein an ainem puechlein
BdN
32,8
1.2
Kleindichtung wie Minnerede (s. auch UvLFrd unter
3), Märe usw.:
der [Johannes von Freiberg]
[...] wil [...] uns ein
büechel tihten / von seltsęnen geschihten Rädlein
5;
hie endet sich daz büechelīn Frauentreue
390;
ditz büechel heizet ‘Vrouwen list’ Frauenlist
617;
Renner
5351;
ErzIII
40,139;
RuprvWü
19.
– personif.:
cleinez büechel, swā ich sī, / sō wone mīner frouwen bī, / wis mīn
zunge und mīn munt / und tuo ir stęte minne kunt ZwBüchl
811
2
‘Teil, Kapitel eines Werks’
swā disiu buochel [vgl. liet
Wernh A
] alliu driu / werdent behalten
[(als heilkräftige Reliquie) aufbewahrt] , / diu maget
[Maria] wil des walten, / daz dā nehein kint / werde
krump noch blint Wernh
3028;
daz ich dis ander buͦchelin / uf gnad
din [Marias] , die guͤti sin [Jesu
Christi] / hie pflanze und zwie SHort
4457;
in disem exemplar stand geschriben vier guͦtś
buͤchlś Seuse
3,2
3
‘Brief’
jb [= ob
] sul der munic
brieue oder buͦcliv [
litteras
] inphahen
BrZw
54.
– speziell ‘Liebesbrief’
daz püechel sā diu süeze nam UvLFrd
44,9;
zehant ich tihten dō began / ein vil gefüege büechelīn ebd.
140,31;
er hāt iu, liebiu vrowe mīn, / bī mir gesant ein büechelīn ebd.
381,30
u.ö.
4
‘Schriftstück’, daz büechel der (ver)kebesunge /
schidunge als Übers. von lat. libellus repudii
‘Scheidungsurkunde’:
wer sīne hūsvrowe lźzit, der gebe ir ein buͦchelīn der vorkebesunge
EvBeh
Mt 5,31.
Mt 19,7;
ein būchelīn der kebesunge ebd.
Mc 10,4;
ein büechel der schiedvnge EvAug
101,20
(Mc 10,4).
44,25
(Mt 19,7)
buochental
stN.
‘Buchental’
vnd zweī stuche akers, līgent īn buͦcheīndal
UrkCorp (WMU)
2830AB,35
buochhelde
F.
‘mit Buchen bestandener Abhang’, nur als Bestandteil einer
Ortsbezeichnung belegt:
eīn wīse, div heizet vnder bvͦchelden UrkCorp (WMU)
1419,1
buochholz
stN.
‘Buchenwald’
di bestuonden den milten / in eime buocholze
UvZLanz
1411;
wan [man] sol merken, das uss dien
[...] hoͤlzen buͦchhoͤlzern,
eichhoͤlzern und tannhoͤlzern der kustrie zuͥ Luzern
[...], das uss dien nieman howen sol wan mit des
kusters wissent und willen UrbSchweiz
3:27,14
(um 1331).
– als Bestandteil eines Personennamens:
vnd han dar vmbe im ze burgen vnd giseln gegeben
[...] Wezeln vsser buͦchholz UrkCorp (WMU)
1157,30
buochisch
Adj. , buochischen
Adv.
‘in der Sprache der Gelehrten,
lateinisch’
1 Adj. 2 Adv.
1
Adj.:
die sunde, die in tśschen heizent houbtatig, die heizent in boͮhcscen
mortalia, daz chķt todemig SiebenTodsündenI
364;
sīt diz bvͦch [...] / in bvͦcshvn vnd
in tvschvn ist / nah monslichir chvnst gescribin BrEng
128;
die ungelźrten liute die sulnt den gelouben in tiusche lernen unde die
gelźrten in buochischem PrBerth
1:44,4
2
Adv.:
Agricolaus. / daz chüdet buochischen sus: / der den acher bouwet Serv
1920
buochkamere
F.
‘Bibliothek; Archiv’
jn den tagin der uastun si nemen alle sunderlichiv
bvͦc von der buͦckamer div nah antraiti ganzlic si lesin
BrZw
48;
BrAsb
48;
biblioteca: buͦchkamera, item archivum dicitur SummHeinr
2:83,120
buochlīte
swF.
‘mit Buchen bewachsener Bergabhang’
daz wier [...] den [...]
chlostervrowen dacz sant Bernhart geben haben zv irem chloster vnd geben ovch mit
disem prief die pvechleiten, di da stozzet an Geveller wald StiftStBernh
287
(a. 1340 kopial).
289
(a. 1341 kopial)
buochmachęre
stM.
‘Schriftsteller’
daz giht der wīse Jōsephus, / der rehte und der gewęre / und ander
buochmachęre / der iegelīches wārheit / von im grōziu wunder seit RvEAlex
12886
buochmeister
stM.
‘(Schrift-)Gelehrter’
dannen ist uns ouch iris in chriechisker zungen / diche von
den alten buochmeisteren vore gesungen; / daz iz si geheizzen name des regenbogen
Himmelr
4,26;
das seit und hat gescribin also / der buͦch meister Plato
RvEWchr
3017.
1186.
20123;
also stuͦnt ain buͦchmaister ūf und wolt unsern herren
versuͦchen PrSchw
1,94.
1,114;
bi der stette porte sas ein alte bvͦchmeister VitasPatr
227,5.
239,21
buochmeisterinne
stF.
‘Beauftragte für die Bücher (im Frauenkloster)’
unde dar nach schol der zins der vorgenanten samnunge dine zu den gemeynen
buchern ewiclich, unde swelch vrowe in deme clostere darzu gesazt wirt, daz si
buchmeisterin sie, di schol den zins inneme unde schol der samnunge gemeyne buchere
da mite bezzere ewiclich UrkWeida
273
(a. 1324)
buochsac
stM.
‘Buchbeutel’
er hat einen grossen buͦchsak Seuse
76,2
buochsagęre
stM.
‘der aus einem Buch vorliest’
ein buochsagęr trunken Helbl
2,1447
buochspėht
M.
‘Buchenspecht’, wohl für den Schwarzspecht (Suolahti,
Vogelnamen, S. 30):
picus vel merops vel gaulus martius: buͦchspeht SummHeinr
1:163,714
buochstaben
swV.
1
‘Buchstaben (Namen, Inschrift) in etw. (Metall, Edelsteine) eingravieren,
einem Stoff Buchstaben, Namen einweben’ , nur passivisch 2
‘jmdm. etw. eindringlich ins Bewusstsein bringen’
3
‘(ein Wort) buchstabieren’
1
‘Buchstaben (Namen, Inschrift) in etw. (Metall, Edelsteine) eingravieren,
einem Stoff Buchstaben, Namen einweben’, nur passivisch:
dar stunt gebochstavet ane [an dem
Fingerring] / des richen koningis name Roth
3878;
Dulcifl(N)
159;
diu kurzen wort [...], / diu gebuochstabet stźnt an
den vil swźren / silberīnen turneisźren [alte frz. Münzen]
Renner
18657;
abe dem borten gāben schīn / vil der edeln steine, / gebuochstabet cleine. /
dā was gebuochstabet an, / alsō ich vernomen hān, / ‘mannes langer mangel
[Ermangelung] / daz ist des herzen angel’
PleierMel
686. 687.
–
gelīstet unde gebuochstabet / was ez [
daz
gewant
] von wīsen henden / an orten unde an enden / mit
hōher künste ruoche KvWTroj
20126;
swer dō gespalten hęte enzwei / ir beider herzen als ein ei, / ez węre bī
den stunden / in iegelichem funden / des anderen figūre / mit golde und mit
lasūre / gebildet und gebuochstabet [abgebildet und mit dem Namen
versehen ]
KvWEngelh
3465
2
‘jmdm. etw. eindringlich ins Bewusstsein bringen’
das man geschribne recht solt haben, / das wil ich euch nu puechstaben
Teichn
641,108
3
‘(ein Wort) buchstabieren’
ditz wort spricht Cupido, / der ez reht wil
buͦchstaben WhvÖst
3975
buochstap
stswM.
1
‘Buchstabe’
2
‘Geschriebenes, (In-)Schrift, Schriftwerk’ 3 Pl., ‘Wissenschaften, Gelehrsamkeit’
4 Pl., ‘Sprache’
1
‘Buchstabe’
wer waz der erste man, der die buͦchstaben
vant [erfand] ? Lucid
16,1;
EnikWchr
1410;
des [Latinus’] muͦter hiez Nicostrata,
/ dś vant latinische buͦchstabin RvEWchr
20078;
E was der źrste būchstab [von dem Namen Eneas]
En
10624;
nu geviel si an die buochstabe, / dā man si [die
Namen Tantris und Tristan
] beide
schepfet [zusammensetzt] abe, / und vant in disem al
zehant / die selben, die’s in jenem vant Tr
10111;
mit guldinen buͦchstaben / was an der
listen [Verstärkung des Helmblechs] ergraben: /
‘elliu werlt wafen / di muzen mich maget lazen. / wilt du mich gewinnen, / du
furest scaden hinnen.’ Rol
3295;
[er] sach das heilige cruce an dem himele
[...] vnd sach puͦstaben darobe gescriben, die
sprachen: an disem czeichen gesigestu Konr
10,12;
in sīnen helm, den adamas, / ein epitafum ergraben was
[...] / sus sagent die buochstabe: / durch disen helm
ein tjoste sluoc / den werden der ellen truoc [...]
Parz
108,2
(oder unten zu 2?);
ein kriuze mit drīen orten, / geschaffen sō der
buochstap [Tau = T] / den got den Israhźlen gap / mit
dem lambe bluote / ze schrīben durh die huote / an bīstal und an übertür
Wh
406,21;
biz der himel und erde vorgźt, abir ein būchstabe odir ein kritz insal nicht
vorgźn von der źe, biz alle dinc geschźn EvBeh
Mt 5,18.
– in magischem Gebrauch:
wellestū machen, daz dich dīne vīnde müezen vermīden, sō
scrīp an ein plīge oder an eine zinīne tavel sīnen namen unde dise buochstabe:
h. h. s. it. ł. v. p. unde trach den brief under dīnem fuoze
Barth
148,12.
– Wendungen mit Verben:
ib nit er kan di buͦstabin [
si
non scit litteras, wenn er nicht lesen und schreiben
kann]
BrZw
58;
ine kan decheinen buochstap Parz
115,27;
uz dem vischęre der nie von menschen lere puchstab
gelerent, auz dem machet er einen edeln predigęr PrOberalt
113,20;
gramatica die lert / buchstaben, silben
Mügeln
281,2;
HvNstGZ
802;
Eracl
398;
wer daz [Neue] bringt ze
buchstaben [niederschreibt] , / daz sol man
fuͤr ticht haben Teichn
589,37.
–
‘Sprachlaut’
vocales in latine / sint genennet vumf buchstabe, / dar
die wort alle lut abe / nemen die man gesprechen mac HeslApk
1365.
1374;
sie sazten vor uns, die alten, / gerecht tichtene in der
wegene [in der Weise? (vgl. Anm. z.St.)] /
daz kein buchstab begegene / der vumfer an deme worte, / daz einer an dem borte,
/ der ander an dem ende ste ebd.
1400.
–
‘Wortlaut, buchstäblicher Sinn’
sō volge wir dem buochstabe [der Bibel] , / der
ez sus her brāht habe Aneg
1205;
dō wāren buochstap unde sin [der beiden
schriftlichen Berichte] / sō gar gelīch daz mź noch min /
wider einen puncten nieman vant / und ir deweders hant / dem andern sīn wārheit
brach KvHeimUrst
1687;
die juden, die neur dem puochstaben volgent
BdN
318,15
2
‘Geschriebenes, (In-)Schrift, Schriftwerk’:
– im Sg.:
dar auff [Grab] was
haydenischen geschriben / wie Tarsia da was peliben. / di geschrifft sprach
also: / ‘zu eren Appolonio.’ / do sprach der ander puchstabe /
‘gemachet ist das grabe / zu lieb und zu mynne. / da ligt pegraben inne /
sein liebes kint Tarsia, / die dulce amur amia’ HvNstAp
15520;
diu tür was ein guldīn gater. / dā stuonden buochstaben
[mehrere Inschriften] an, / der ich gemerken
niene kan, / wan einer sprach dā bevor / ‘quid non audet āmor: / waz getar
diu minne niht bestān?’ / der ander sprach, daz ist mīn wān, /
‘minne ist ein wernder unsin’ UvZLanz
4849;
daz hāt nū dirre buochstap [die Quelle] , / daz
Adām vil manigen tac / after diu, węre / mit leide und mit sźre / sō harte
bevangen, / daz er von dannen / alzogis sīne chonen meit Aneg
1660.
– Pl. in singularischer oder pluralischer Bed. (auf eine oder mehrere
Schriften usw. bezogen; Pl. in pluralischer Bed. auch oben in
UvZLanz
4849):
daz hāt uns geschriben dā / Mathźus źwangelistā / an sīnen heiligen
buochstaben [in seinem Evangelium]
Aneg
2583.
ob ir aber sinen buchstaben [Moses’
Schriften] niht gelavbet, wie gelavbet ir dann minen worten?
EvAug
223,11
(Io 5,47);
ez liegen denn die buochstaben [die Quelle] , /
sō hāt der vout [= voget
] von Berne / nie
hertern strīt gehaben JSigen
37,11.
85,5
(Laa.);
die gerechtichait aufhaben / nach den alten puechstaben,
/ das man die geschriben recht liess gan Teichn
641,100
3
Pl., ‘Wissenschaften, Gelehrsamkeit’
sie [Logik] ist ein wec zu aller
kunst [...]. / an werltlichem prise / wirt man von ir wise
/ unde ein meister genant [...]. /
[...]
[die Demut] ist ein gewerlich pfat / zu aller geistlicher
kunst: / swer ouch darbet der begunst / an ir kunstlichem vrumen, / der sal kum
werden vollen kumen / unde eines meisters stat haben / an der tugende buchstaben
Vät
22652;
aver nach den puechstaben / pin ich aller chuͤnst
beschaben Teichn
442,211
4
Pl., ‘Sprache’
von Pazzouwe der bischof Pilgrīn / [...] hiez
schrīben diz maere, / wie ez ergangen waere, / in latīnischen buochstaben
KlageB
4299;
swaz so von der nuwen e / die apostelen geschriben haben, / daz schriben sie
in krieschen buchstaben, / sunder Matheus und Paul HeslApk
19394
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