armuot
stF., auch stN.
‘Elend‘
1
‘Not, Mühsal‘
in der armut [interl. zu in miseriis
] niht gestent si PsM
139,11;
do min her Adam volles slages / uzer dem paradise / durch die vorbotenen spise / zu disen armuten wart vortriben HeslApk
20523;
aber die armuot oder die iamerkeit [
miseria
] ist widerwertige der selikeit ThvASu
278,11;
ich bin die mitt jomer streben / müss umb den libsten man / den frow ze trutt ie gewan. / [...] armütt wirtt mir niemer rautt GTroj
4108
2
‘Bedeutungslosigkeit‘
wez mugent si me geren, wen si sint den engelin gelich. Alexanderes groz gewalt were da ein armuͦte Lucid
157,9
3
‘Mittellosigkeit‘
3.1
‘Mangel‘
sam nū ist sumelichen liuten / die fon rīchtuomen zarmōten [in Armut] choment Gen
594;
si daz armote, dv den richtum Litan
327;
die armuͦt machet vil dikche den menschen vil dimuͤtich PrOberalt
123,3;
vrow, dat armuͦt ded dir diͤ not MarlbRh
42,6;
sit man nü hasset armuot, so wer ich gerne rich SM:Ga
1a: 2,1;
gymnosophiste, daz sint plōz weis läut, die gźnt plōz in armuot und in diemüetichait und versmęhent die üppigen werlt BdN
491,14;
in der armuot des geistes Eckh
5: 297,8.
–
al sīn wāpenlīchez kleit / nie dehein armuot erleit / (wan ez was tiuwer und lieht) Wh
75,24;
sīn schilt was geworht aldā: / des buckel was armüete vrī ebd.
125,11.
– personif.:
nū bedahte vrouwe Armuot / von grōzer schame daz houbet Er
1579;
Armuot si troffen hęte dō / mit ir vil scharpfen strāle KvWKlage
14,3
3.2
‘geringer Besitz‘
wie dū einem sīne armuot an gewinnest mit wuocher PrBerth
1:271,22;
sie brechent iu die selben armuot abe mit unrehte, daz iu mit rehte got beschaffen hāt ebd.
1:59,32
3.3
als Synekdoche Bezeichnung für eine Gruppe mittelloser (unfreier) Menschen:
swen ir di armuot fro / mit ivwer gabe machint / daz si von frovden lachent Martina
26,16;
und von deme ungeverte / lyt iz dem armute herte / daz nicht mac kumen dar ir vuz / da in werde kummers buz Hiob
10684.
8145
4
im Sprichwort (vgl. TPMA 1,181-224):
– Armut ist hart und schmerzlich, raubt den Verstand:
diu armuot mit jāmer līt, / diu rīcheit niwan vreude gīt Wig
5694;
sō wź dir armuot! dū benimst dem man / beide witze und ouch den sin, daz er niht kan MF:Sperv
1:10,1.
– Armut macht sorgenfrei, kann Reichtum sein:
armuot ist āne sorge gar, / der rīch nimt manger sorgen war Boner
15,59;
ez sprach her Bernhart Frīdank: hōchvertigiu armuot / daz ist rīcheit āne guot Helbl
8,488.
– Lit.: W. Schröder, Armuot, DVjs 34 (1960), S. 501-526
armuotsiuche
stF.
‘Plage der Armut‘
er ist nu hin, [...] / des hant [Hand] die armen sorgen siechen kunde laben / daz er sie wol von armuotsiuche erloste Rumelant
3,55b
armuz
Subst.
→
almuz
armvol
stM.
‘Menge, die man im Arm halten kann‘, hier übertr. ‘Geliebte, Geliebter‘
ich hān den süezsten armvol / den ie frouwe umbevie Flore(G)
5904;
ach, minnenclicher arn vol, / schol ich dich ymmer ummvan? WhvÖst
7458;
ain getrüwer armvol / des nachts an dem bette by / mit dem lept ich sorgen fry MinneR11
18
armvöllec
Adj.
‘armfüllend‘ (zu armvol) oder ‘armdick‘ (vgl. armgrōʒ) (?):
er furt ein armfelliges sper, / das ist an massen lank und schwer, / der helt in seiner hende Virg(St)
97,1
armwīp
stN.
‘bedauernswerte, (abhängige?) Frau‘
wie stātz um disiu armen wīp [La. armwip ─ die Frauen im Spinnhaus betreffend] ? Iw
6267.
7317
1arn
stM.
→ ar swM.
2arn
stM.
‘Ernte, Erntezeit‘
daz ist aue der ameizin geslāhte. so si indem arne an den ahchar gat. so gestinchit si [riecht sie] wa diu gersta unt der weizze ist JPhys
17,31;
MillPhys
125,2;
do er siu [Christus die Jünger] do hina sante, do sprah er, daz der arin michel ware, unte dero snītare luzil wari. [...] pittit den almahtigen got, daz er senti di werhmanne in sinen aren [Mt 9,37f.
]
PrSchererB
168,17;
daz ist ergangen, do von Christes geburd warn dreuzehenhundert jar, dar nach in dem vier vnd zwaintzigisten jar des svntags in dem arn nach vnserm vrōwntach UrkEnns
5,401
(a. 1324)
arnęre
stM.
‘Tagelöhner, Erntearbeiter‘
ich bin iezvnt niht wirdich geheizzen werden din svn. mache mich als einen vz dinen arneren EvAug
178,8.
178,4;
vnd si [Jakobus und Johannes] liezzen irn vater Zebedo in dem schiffe mit den arnern ebd.
77,18;
umb H., den Trawblinger, den arnaͤr BWB
1,587
(Rgbg. Urkb., a. 1342)
arnebote
swM.
‘Bote, Fürsprecher‘
herre sancte Petir, ich bite dich [...], daz du mir zi unsirme trehtine arnebote siest, daz min ser unde min not [...] in mandunge bicherit werde MuriGeb
96
arnen
swV.
1
‘(sich) etw. verdienen; sich etw. einhandeln‘ (mit Akk.d.S. oder Obj.-Satz):
martires. dīe der mit ķro selbes blūote hķmilrīche įrnōton Will
52,28;
da vone [mit seinem Martyrium] garnete er, daz er die himele offen sach Spec
26,6;
ich han garnet dinen zorn, / ź muz er uber mich chomen Rol
3050;
dū hetis garnit widir mich den źwigen tōt, wende dū mīnen pilgerīm hāst irmordit PrMd(J)
347,14;
VMos
53,3.
– in der Wendung gearneter/gearneteʒ lōn
‘Arbeitslohn; verdienter, rechtmäßig zustehender Lohn‘ (vgl. auch DRW 1,831):
uf swen man chlaget umb garntez lon, daz man mit dem swęizz verdient hat, der sol dem chlagęr zwispil geben UrkCorp(WMU)
3452,10;
alle die den andern ir gearneten lōn vor behabent über ir willen, die sint zehant in der ruofenden sünden einer PrBerth
1:90,8.
– mit Übergang zu 2:
diu sźle danne [nach dem Tod] garnet / swaz der līcham hāt gefrumet Wernh
2710
2
‘(für) etw. büßen‘ (mit Akk.d.S.):
du solt ez arnen; du gihest, ich sī verzagt NibB
2141,3;
dū garnest al mīn herzesźr Wh
80,17;
er muoz arnen den haz den er uns āne schulde truoc KvHeimUrst
1722;
ir arnent es das ir mich hut geunert hant Lanc
82,18;
dā muoste er arnen daz gemach, / daz im in der stat geschach RvEBarl
5079.
– mit Akk.d.P.: ‘für jmdn. büßen‘ (hier: für jmds. Leiden, Sünden büßen):
er [der römische Kaiser] hieze zevuoren die stat / dā der hźrre gemarteret wart, / si [die Juden] arneten in vil tiure / mit swerten unt mit fiure Kchr
845;
si muozen iuh vil sźre arnen: / ich geriche iwer ougen [die sie euch ausstachen]
ebd.
14538;
swenne [du] dinen vater den zarten got mit dinen sünden erzurnest, der dich so harte hāt gearnet PrSchw
1,107
arnmānōt
stM.
‘Erntemonat, August‘
augustus: arnomanot [La. ernemanot
]
SummHeinr
1:104,1125
Arnolder
stM.
Anhänger des Arnold von Brescia (Häretiker):
daz sint ketzer [...] die sint geheizen Manachźi und Patrīne unde Pōverlewe unde Runkeler unde Sporer unde Sīfrider unde Arnolder PrBerth
1:130,31;
ähnl.
ebd.
1:402,16
arnot
Subst.
‘Ernte‘
diu des morgens choment / unde grozzen lon nement. / die habent sich gewarnot [vorgesehen] , / allen den arnot Hochz(HV)
416
(vgl. Anm.z.St.);
satio: seiunga. messis: arnot SummHeinr
2:89,26
arnunge
stF.
1
‘Verdienst‘ (zu arnen 1):
das dach bleyb stende unvorserit [...] von der arnunge sente Johannis baptistin MarcoPolo
13,16
2
‘Bestrafung, Vergeltung‘ (zu arnen 2):
do sprach der Allexander / zcu dem rouber wedir her / ‘din gelucke wil ich wandiln / und wil iz mit dir handiln, / daz icht dine bosheit / si dem gelucke uf geleit, / sundir der arnunge’ PfzdHech
187,23
arnvėderich
stM.
‘Adlerflügel‘
das dritti dier was ein lźbarte. / vier arin vederich her havite. / der beceichinōte den criechiskin Alexanderin Anno
14,2
arnvėtach
stM.
‘Adlerflügel‘
daz źrste tier was ain liebarte; / der vier arenvetech habete, / der bezaichinet den chrīchisken Alexandrum Kchr
537
arnvlügel
stM.
‘Adlerflügel‘
vier grose tyr irhuben sich uz deme mere [...]. daz erste was alse eine lewinne und hatte arenvlugil Cranc
Dan 7,3
arōma, arōmāt
stswSubst.
‘aromatisch duftende Pflanze, Gewürz‘ (pharmaz. Aromata); findet in Heilkunde und Kochkunst vielfältige Verwendung (u.a. zur Konservierung):
aroma unde balsme die sterkent die jugent Meissner
1:8,4;
der beste ruch / in suͤzzem winde quomen, / mit mirren, thus, aromen / gemischt Baldem
70;
du [Maria] apoteca rich, / mit aromat gezieret Frl
9:1,6;
balsame und mirt, / swaz edelen smac von arte birt / oder arōmātes namen ie gewan KvHeimUrst
1953;
rīchiu pflaster wol getiuret, / müzzel [wohl Mastix] und zerbenzerī [Terpentin] , / arōmāte und amber was derbī Wh
451,22;
dō si den līp [Leichnam Mariens] bereiten / mit rīchen aromāten / schōne condieret hāten WvRh
14949.
12132;
vil schōne man sīn [Herzog Albrecht] phlac / mit latwerje und triac / und mit aromaten rein Ottok
68325;
wer uff uns gegoßen / hete die sußen aromaten Minneb
3433;
HvNstGZ
3967.
– oft auch in der lat. Form:
in die selben schrīne dā / hiez er tragen arōmatā, / mirren, balsem, alōź RvEBarl
1844;
zelt man ez zuo den edelsmeckenden dingen, diu man ze latein aromata haizt BdN
89,11;
an in streich man dar nā / balsam und arōmatā En
8248;
KvHeimHinv
566
arōmāten
swV.
‘jmdn. (einen Leichnam) einsalben, einbalsamieren‘
swaz Gyburge māge ist hie verlorn, / die sol man arōmāten, / mit balsem wol berāten, / und bāren küneclīche Wh
462,27;
si [die tote Schoysiāne] muose gearōmātet und gebalsmet ź schōne werden Tit
21,2;
balsamen und aromaten / hiez sie [die toten Könige] der vogt von Baldag Rennew
24148
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