Wörterbuch
ABCDEF s.VGHIJK
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a – abe blâsen
abe bliuwen – abe dienen
abedienest – abe erbeiʒen
abe erbiten – abe erziugen
abe erzürnen – abegezogen
abegezogenheit – abe hëlfen
abe|hendec – abe klûben
abe klucken – abe legen
abelegunge – abelougenunge
abe machen – âbentganc
      abe machen stM.
      abe mæjen stM.
      abe merken stM.
      abe mëʒʒen stM.
      aben stM.
      abe nagen stM.
      âbenden stM.
      âbendes stM.
      abe neigen stM.
      abeneigunge stM.
      abenëmære stM.
      abe nëmen stM.
      abenëmunge stM.
      abe nieʒen stM.
      abe nœten stM.
      âbent stM.
      âbentbekantnisse stM.
      âbentbrôt stM.
      âbentëʒʒen stM.
      âbentganc stM.
âbenthan – âbentsolt
âbentspil – abephendec
abe phlücken – aberhâke
abe rîben – abe|runs(e)
aber|wenken – abe schieʒen
abeschiht – abe sîgen
abe sîn, abe wësen – abe sprëchen
abe springen – abe strumpfen
abe stürzen – abe triefen
abe triegen – abe vâhen
abeval – abe vretzen
abe vrëʒʒen – abe welzen
abewendec – abewîsære
abe wischen – abezuc
abe zücken – âbrëchære
âbrëchen – achen
achilon – ackern
ackerrëht – adamantîn
adamas, adamant – adel|spar
adelsun – âderslahen
âderstôʒ – affenlich, effenlich
affenmuot – aften
aften|dës – afterklage
afterkome – afterreif
afterriuwe – afterwort
afterzal – âgëʒʒel
âgëʒʒele – ahlês
ahorn – ahtbæren
ahtbærgezît – âhteschaz
âhteschillinc – âhui
ahzec – alabadîn
alabandâ – alberîn
albern|ach – alene
alêne – alkar
alkofon – allergotesheiligentac
allerhalbe – allermannegelîch
allermannelîch – allerwochelîches
alles, alleʒ – almeine
almende – alpteil
alpuzzer – al|tagelich
altære, altâre, alter – alterkleit
alterlachen – altheit
althêrre – altvrenkisch
altvrouwe – alwëc
alwegent – ambahtære
ambahte – ambôʒ
ambra – âmer
âmer – amman|meister
ammannin – an-
â|name – anderheit
anderleie – anderweiden
anderwerbe – ane behaben
ane behalten – anebietunge
ane bilden – ane brieven
ane bringen – ane draben
ane dræhen – ane erkiesen
ane erkoufen – ane gâgern
ane gân – anegengelich
anegengen – anegevanc
anegevelle – anegrîfunge
ane grînen – ane harn
ane harpfen – ane hœnen
1ane hœren – ane kifeln
ane kivern – ane kroijieren
ane künten – aneleitrëht
aneleitunge – ane massen
ane mâʒen – aneneigec
ane neigen – ane reichen
anereichunge – aneruofunge, anerüefunge
anerûschunge – aneschouwede
aneschouwelich – ane seilen
ane senden – aneslac
ane slahen – ane spinnen
ane spirzen – ane stân
âne stân – ane strîten
ane stroufen – ane tragen
anetraht – anevanc
ane vangen, ane vengen – anevengunge
ane verdienen – ane vüegen
anevüerærinne – ane weigen
aneweigunge – ane wirken
anewirkunge – anezündære
ane zünden – 2anger
3anger – angestzil
ängstel – ankesmër
anlamin – antifener
Antipodes – antreite
antreiten – antvristen
antvristunge – 3antwurt
antwürtære – apfelrîs
apfelrôt – aprille
aprille, approlle – arbeitlich
arbeitman – arclist
arclistec – areweiʒwaʒʒer
areweiʒwisch – armbendec
armbouc – armgestelle
armgolt – armunge
armuot – arômâten
arômâtic – artec
artecheit – arzâtîen, arzedîen
arzâtîn – as
as – aschenglas
aschenhûfelîn – asen
âsen – ass(e)
assach – astronomierre
astronomus – atichblat
atichstein – auctoriteit
Augsburger – âvoy
âwasel – ay
âʒ – æʒe

   abe machen - âbentganc    


abe machen swV. ‘sich fortmachen’ gegen der abentstunde / daz volc sich abe begunde / riten vnd machen Herb 2541

abe mæjen swV. ‘etw. (Gras, Getreide) abschneiden, mähen’ daz hei, ê denn ez ab gemæt werd, so ist iz gruͤn und schoͤn PrOberalt 68,33; daz chorn hiez er allez ab maigen Kchr 10978; HvNstGZ 4128; bildl. sô die weltlichen [Leute] abe gemât werdent uon der wunne aller der welte TrudHL 123,19. – mit Verschiebung der Bezugsgröße: ‘etw. (eine Wiese) abmähen’ die wisan wrden abe gemet Cäc 931

abe merken swV. ‘jmdm. etw. ablesen’ sicht er danne daz die frawe clar / daz selbe [verliebte Blicke] im ab gemerket hat Minneb 1147

abe mëʒʒen stV. ‘etw. (ein Stück Land) von etw. (einem Gut) messend abteilen’ vier huͦbe, die sal man abemezzen von dem andern gude, weder daz beste oder daz krenkeste, dan man sal sie gemeinlichen abemezzen UrkFrankf 2,180 (a. 1323). – ‘jmdm. durch falsches Messen Land abnehmen’ [Betrüger] lan / uber recht ir grenytzen gan, / ir valsche rute und ir stab / andern was erbez myzzet ab Hiob 9568

aben swV. Ableitung von abe wie ûfen von ûf; intr. oder refl.? ‘niedergehen, sinken’ do sich [...] di sunne so begunde / [...] senken und aben tegelich HeinzelRitt 5

abe nagen stV. 1 ‘etw. nagend ablösen, etw. abnagen’
2 ‘etw. (Zähne) durch Nagen abnutzen’
   1 ‘etw. nagend ablösen, etw. abnagen’ der wurm, der da den boͮm abkifte und in abnuͦch dc er dorrot PrSchw 2,104; daz gebeine [...] daz gap ouch sô durren schîn, / als ob ez nie hiet fleisch getragen, / sô gar was ez [von Heuschrecken] ab genagen Ottok 96125; wer trüege ein gift in sînem magen, / diu im daz herze wölte abe nagen Renner 14264; daz si [Maus] den strick ab genuck / und den lewen ledick lie ErzIII 87,24. – med., eine Wirkung von Heilmitteln bezeichnend: [Weinstein als Salbe angewendet] hat di kraft daz er daz fule. vnde daz rote uleisch abneget an den wunden. vnde di blatern di uzsetzigen hant an dem antluze SalArz 92,3; ähnl. vom Kraut Nieswurz: daz ez wildez [wucherndes] flaisch abnegt BdN 399,28    2 ‘etw. (Zähne) durch Nagen abnutzen’ die zene waren v̀ber al / scherttet [schartig] vnd ab genagen Krone 19689

âbenden swV. ‘Abend werden’, unpersönl.: und alse ez âbendende wart, / nu bereite man in zuo zir vart / eine barken unde ein schiffelîn Tr 7339; so es aber begond abenden, so turst in als reht úbel, daz ellú sin nature na trinkene rang Seuse 47,12; Kudr 1065,1; StrAmis 1846; RvEWchr 16590

âbendes Adv. ‘abends’ (adverbialer Gen. von âbent, vgl. dort die weiteren Belege für des, eines ~ ): abendes und morgens und mittes tages [ uespere et mane et meridie ] PsM 54,18; âbents oder fruo Parz 554,5; an tentzen ir gerne gat / abendis uf den gazzen Daniel 2933. 2041. 6427; Lanc 90,32

abe neigen swV. 1 ‘sich niederneigen’ , refl.
2 ‘abweichen, sich abwenden (von etw./jmdm.)’
3 ‘etw. abwenden, ablenken’
   1 ‘sich niederneigen’, refl.: die andern planeten die abnaigen sich gegen dem himelwagen KvMSph 25,10 (u.ö. für declinare)    2 ‘abweichen, sich abwenden (von etw./jmdm.)’ vervlvhet di da abeneigent [ maledicti qui declinant (a mandatis tuis) ] PsLeipzig 29; aber Ihesus naiget sich ab von der schar di da stvnd in der stat EvAug 221,4    3 ‘etw. abwenden, ablenken’ [der Smaragd] mêrt reichtum [...] und abnaigt daz ungewiter BdN 459,24

abeneigunge stF. ‘Neigung nach unten’ dy undirste wonunge was kein [gegen] dem tempil undir der erdin durch [wegen] der abneygunge [Gefälle] des bergis Cranc Uzl 269,28; seit danne deu grost abnaigung [ declinatio ] der sunnen hat drei und zwainzig grad KvMSph 31,30 u.ö.

abenëmære stM. 1 zu tr. abe nëmen 1.3.2 ‘stehlen’
2 zu intr. abe nëmen 2 ‘sich verschlechtern’
   1 zu tr. abe nëmen 1.3.2 ‘stehlen’ von boͤser herren smeicher vnd armer levte abnemer Renner Überschrift vor 2149 App.    2 zu intr. abe nëmen 2 ‘sich verschlechtern’ an êren zuogrif der ist guot, / an êren abenemer [der an Ansehen verliert] der tuot / vil manege zît, des Êre niht enlachet RvZw 70,11

abe nëmen st.V. 1 tr.
1.1 mit Akk.d.S. ‘etw. herunternehmen, wegnehmen, entfernen’
1.1.1 ‘etw. (Gegenständliches) herunternehmen, wegnehmen’
1.1.2 ‘etw. abziehen, ausnehmen, verringern’
1.1.3 ‘(Abgaben) einziehen’
1.1.4 ‘(eine Erzählung) abbrechen, unterbrechen’
1.1.5 ‘etw. aufheben, zurücknehmen, abschaffen, beenden’ ,
1.1.6 ‘(ein Tier) schlachten’
1.1.7 ‘etw. nachbildend gestalten’
1.2 mit Akk.d.P.
1.2.1 ‘jmdn. (vom Kreuz, Galgen) herabnehmen’
1.2.2 ‘jmdn. fortnehmen, entfernen, vertreiben (von etw./jmdm.)’
1.2.3 ‘jmdn. von etw. (einem Tun oder Verhalten) abbringen / veranlassen, damit aufzuhören’
1.2.4 ‘jmdn. entschädigen’
1.3 mit Dat.d.P. oder Präp.-Obj. und mit Akk.d.S.
1.3.1 der Dat. bezieht sich auf die physische Person.
1.3.2 ‘jmdm. etw. entwenden, entziehen, abgewinnen’
1.3.3 ‘etw. (Beschwerliches, Bedrückendes) vón jmdm. nehmen, jmdn. von etw. befreien’ .
1.3.4 ‘jmdn. für etwas büßen lassen, dafür strafen’
1.3.5 ‘jmdm. (als einem Aussagegegenstand) etw. absprechen’ (Ggs. zuo legen )
1.3.6 Phras.
2 intr.
2.1 ‘weniger werden, zurückgehen, schwinden, zu Ende gehen’
2.2 ‘physisch schwächer werden, nachlassen’ (durch Alter, Krankheit, Hunger usw.)
2.3 ‘sich wirtschaftlich, geistig, moralisch usw. verschlechtern, verfallen, dem Niedergang unterliegen’ (von Personen, Einrichtungen, Verhältnissen)
3 refl. nur
   1 tr.    1.1 mit Akk.d.S. ‘etw. herunternehmen, wegnehmen, entfernen’    1.1.1 ‘etw. (Gegenständliches) herunternehmen, wegnehmen’ den gríntel mîner túre nám íh ába. daz íh mînemo uuíne intâte Will 81,1; diu tischlachen wâren ab genomn Parz 83,5; und sô man die erde, diu von ûzwendic oben dar ûf geworfen ist, abenimet Eckh 5: 113,9. – mit sachl. Subj.: do die sunne hoch uf quam / und sie den towe ab genam ErzIII 141,32; bist dv isen, das fúr nimt dir den rost abe VitasPatr 242,19; wer sich wescht mit den cleien, dem nement si die unsauberkait vast abe BdN 403,14. – ‘etw. (Wein, Obst) pflücken, ernten’ vnz man den win abnimet UrkCorp 2214,9; eyn man hatte eynen vicboum gepflanczit in synem wyngarten. do quam her czu ym dy frucht abe czu nemene EvBerl 123,16. 123,18; wiltu nv eppil odir birn lange haldin, so saltu di vrucht abe nemen mit gewarsamekeit, das keyn bruch doran si Pelzb 132,25. – Küche: ‘etw. vom Feuer nehmen’ laz sie [Leber] braten gar vnd nim sie denne abe vnd lazze sie kalden BvgSp 29; e du in [Fisch] abe nemest, betraufe in mit butern vaste ebd. 38. 20; nim abe die pfannen ebd. 40. – ‘(seine/die) Kopfbedeckung abnehmen, -setzen’ sînen huot er abe nam Wig 1436; ir hoͮptuͦch WernhMl 10069; den helm UvZLanz 2521; die kupfen ebd. 4208; helme und ouch diu hüetelîn ebd. 6839. daz sie die segel abe name [niederholten] / vnd zv stade quamen Herb 1251. ab was genomen [abgebunden] des rîches van, / durh daz wand in des rîches her / was entwichen von der wer Wh 328,6. do man die thische abe nam [fortgetragen hatte] / vnde daz folc gestillet was, / do sprach der kvnic Herb 242; die tavel man abe nam Er 5019. Gyburc si weinende kuste [zum Abschied] . / ê si zir ringen wæren komen, / gezelt wâren elliu ab genomen [abgebaut] Wh 313,2    1.1.2 ‘etw. abziehen, ausnehmen, verringern’ daz si enweder liezen vor / burc lant noch urbor / unde dâ niht næmen abe, / wan daz si lîp und alle ir habe / antwurten [...] Lanzelete ir herren UvZLanz 8301; die súnde allir tegelich / mit houbit schuldin merent sih / und wirt kleinen iht abe genomen [um nichts verringert] RvEWchr 14168. – mit Dat.d.S. für das, von dem abgenommen wird: ir muren sint xx elin ho und x elin dicke, dorno nymt man der muren abe [verjüngt sie] in der hoe, das sy beheldit bobin iij elin MarcoPolo 29,13    1.1.3 ‘(Abgaben) einziehen’ daz wir daz dienst [Geldabgaben] iærchleihen schuln abnemen ze den vorgesprochen tagen UrkCorp 2481,36 (weitere Belege s. WMU 1,23 unter B2 und DRW 1,189 unter 3a)    1.1.4 ‘(eine Erzählung) abbrechen, unterbrechen’ von in und von den andern gar / [...] wil die aventúre sparn / und wider an das maͤre komen / da es e wart abe genomen RvEWh 8810; RvEWchr 10503    1.1.5 ‘etw. aufheben, zurücknehmen, abschaffen, beenden’, besonders von Gesetzen, Gewohnheiten, Vorrechten, Abgaben usw. (vgl. DRW 1,190 unter II,1 und WMU I,23a unter 2.1), z.B.: wir gebiten aber, alle di zcolle di gehoget sint [...] das man di irhovnge abe neme UrkCorp 4W,2. – sonst: daz werke der gotlichen liebi in uns, daz da abgenomen wirt übermitz die sünde, daz ist die gnade SuTheol 408 (u.ö. für tollere, vgl. Glossar); man findet fúnf kunne gevengnisse domitte die lúte hie swerlich gevangen werdent in diser zit, die Cristus [...] abe nimmet Tauler 76,10. diz [religiöser Niedergang] wuͦhs und wart niht abe genomin [wurde nicht aufgehalten, beendet] RvEWchr 3166    1.1.6 ‘(ein Tier) schlachten’ swenne man in sumerigen zîten ein kalp oder ein lamp abnæme, daz man ez sâ zehant ville und im daz vel gar abe ziehe PrBerth 1:86,27; vnd hat dîn vater abe genumen / ein feistes kalb EvStPaul 8907 (Lc 15,27)    1.1.7 ‘etw. nachbildend gestalten’ ich binz aller formen forme, / abgenomen nach des innern sinnes norme Frl 1:17,14; sô liuf er [ ein kluoger steinmetze ] zehant, / dâ er den kunic sach, / unde nam darnâch / die gestalt hie ab, / die er dort dem bilde gap Ottok 39137    1.2 mit Akk.d.P.    1.2.1 ‘jmdn. (vom Kreuz, Galgen) herabnehmen’ wer an dem crúce hienge, / so der sabbat an vienge, / den soͤlt man ab nemen von dan WernhMl 11477; ze abent hiezz er si [Erhängte] ab nemen PrOberalt 75,3. 74,12; er bat, [...] das er Ihesus lycham solde / von dem cruce da genemen. [...] den licham Ihesus abe er nam EvStPaul 14460. 10531; EvBeh Io 19,38; EvBerl 60,3; JvFrst 11064    1.2.2 ‘jmdn. fortnehmen, entfernen, vertreiben (von etw./jmdm.)’ aber di tage choment so der brütigam wirt abgenvmen von in EvAug 18,10; der teufel waz dem menschen gram, / daz er auf den stuel solt chomen / do der veint waz ab genomen Teichn 310,28; JvFrst 11030. – übertr.: got ist ein wâr lieht; swer daz sehen sol, der muoz blint sîn und muoz got al abenemen von ihte Eckh 3:224,1. Brun nam den ritter einhalb ab [nahm ihn beiseite] und rumt [flüsterte] mit im Lanc 208,3 u.ö.    1.2.3 ‘jmdn. von etw. (einem Tun oder Verhalten) abbringen / veranlassen, damit aufzuhören’ dô kom Bernart von Brubant: / der strâfte in und nam in abe / von sîner grôzen ungehabe Wh 456,29; dô si daz [ buhurt ] getriben lange, / dô nam si der furste ab. / [...] darnâch muost man ezzen gân Ottok 67971 – mit Refl.-Pron. im Akk. und Gen.d.S.: dâ von nement iuch des abe / und hânt dekein ungehabe Flore 4069    1.2.4 ‘jmdn. entschädigen’ vnde hant oͮch die selben herren geloͮbet ir lu̓t abe ze nem̄de vnde ze huldenne vmbe den vorgenanten schaden vnde ane ansprache ze machende gegen dem vorgenanten herre UrkCorp 3154,27    1.3 mit Dat.d.P. oder Präp.-Obj. und mit Akk.d.S.    1.3.1 der Dat. bezieht sich auf die physische Person. – ‘jmdm. die (zum Schwur erhobene) Hand niederziehen’ (um den Schwur zu verhindern): swer mit dem eide erziugen wil / daz mîn niht heize Brâbant, / dem wirt genomen ab sîn hant KvWSchwanr 704; UrkCorp 248B,24. 33. 606,32. – ‘jmdm. den Kopf abtrennen’ daz houbet si ime abnamen, deme chunige si iz gaben. / do gab erz deme wirsisten wibe AvaJo 30,4. – ‘jmdm. die Kleidung vom Leib nehmen’ dú spot klaider man im do ab nam / und laite im sinú wider an WernhMl 9491; Nicodemus ouch dar kam, / der im daz sîdîn abe nam / und bewante in an der stunde / mit dem lînîn JvFrst 11200    1.3.2 ‘jmdm. etw. entwenden, entziehen, abgewinnen’ und sprachen vil ofte undir in, / ir guͦtis hohesten gewin / hette in Jacob genomin abe RvEWchr 6412; swer dem andern sîn guot stilt oder raubet oder ze unrehter wîse abenimet BuchdKg 21,8; mit roup / an dem bischolf er sich rach: / er nam im ab unde brach / sîner veste aht Ottok 8381; wer da hat, dem wirt gegeben [...] wer niht dan hat, vnd was der habe / daz sol ym werden genumen abe EvStPaul 1498. 7207, daz wirt abgenumen von im EvAug 29,2. 64,8. – (hierher?:) Gâwein [...] Êrecken sûmen began / mit listen swâ er kunde, / unz daz er im die stunde / mit kurzem wege abe genam, / unz daz der künec wol vür kam Er 5030. – mit sachl. Subj., übertr.: von Helenen war da gehort / halbe rede, halbe wort. / als ez ir in den mvnt quam, / daz sufzen ez ir halp abe nam Herb 10630    1.3.3 ‘etw. (Beschwerliches, Bedrückendes) vón jmdm. nehmen, jmdn. von etw. befreien’. – jmdm. eine bürde ~ : als eb im sin allerliebster vrúnt hette sin allerswerest burdin abgenomen Mechth 6: 4,15; RheinauGeb 136; RvEBarl 5360. 14456. – Krankheit: do enbuttent sú die mære / [...] Ihesu und hiessent im klagen / irs lieben bruͦders siechtagen, / umb das er balde kæme / und im den ab næme WernhMl 7750; hâst dû gebresten, sô bite got dicke [...] daz er dir sie abeneme Eckh 5: 301,6; daz [Heilmittel] nimet dir abe alle den houbit sweren SalArz 31,31. – Strafe: biz daz ime die bûze [...] ein teil gelîhteret werde oder gar abegenumen werde StatDtOrd 88,13; sich, spricht vnser herre, ich wil dir ein iar des vegfivres ab nemen PrBerthKl 5,62 u.ö.; grúwelich vegfúr nimet es [Leben in Klosterdisziplin] ab und lichte ein ewig helle Tauler 354,19. – anderes: angest Herb 11346; armuot RvEWh 3201; sorgen WernhMl 3988; spot ebd. 231; übermuot Lanc 487,17; zwîfel MarlbRh 106,9; Eckh 1:18,6    1.3.4 ‘jmdn. für etwas büßen lassen, dafür strafen’ wer sich dawider setzen wolde [...] di gewalt haben si [Geschworene] wol, daz si daz dem mugen abenemen an dem libe oder an deme gute StRFreiberg 253,17; man neme [...] im abe, / ob er sich icht versumet habe / an des esels wache Pass III 511,44    1.3.5 ‘jmdm. (als einem Aussagegegenstand) etw. absprechen’ (Ggs. zuo legen): dennoch enmac got dar în [ in die sêle ] niht, im enwerde abegenomen allez, daz im zuogeleget ist Eckh 1:361,4. 3:124,4. 3:221,4; SuTheol 100; ein spot [...] ist genant blasphemia / zû latîne, und wirt al dâ / swâ man gote abenimt / ein dinc mit rede daz im gezimt / und wirt gegeben mit willikur / der geschephten kreatûr JvFrst 5455    1.3.6 Phras.: jmdm. daz leben ~ ‘das Leben nehmen’ of in deheiniu kint bequæmen in then wegen, / thaz sie in afnæmen thaz leven MfrkReimb 189. – einer Jungfrau den bluomen ~ ‘sie deflorieren’ swer sô bî einer megede lac / und ir den bluomen abe genam Tr 12643    2 intr.    2.1 ‘weniger werden, zurückgehen, schwinden, zu Ende gehen’ also der mone fuͤmftzehen tag wæchst und andere fuͤmftzehen tag ab nimt PrOberalt 53,33; wie cumet daz, daz der mane so zuͦ vnde abe nimet? Lucid 52,2; als ain abnemender môn BdN 346,16. diu kerz [...] nimpt ab in der flammen BdN 72,11; so daz fiuer [Fieber] beginne abe zu nemen SalArz 67,51 u.ö.; unser minne [...] ennimmet nút abe, sunder sú wehsset und nimmet zuͦ Tauler 408,10. als der winter abe nam / vnde ez gein sumerzit quam Herb 3299; do der drítte morgín quam / vn̄ die nacht abe nam Athis A 164; sehs werlte [Weltalter] solten wesen, und ie diu werlt bî tûsent jâren abenemen SpdtL 83,7 (vgl. auch unten unter 3.)    2.2 ‘physisch schwächer werden, nachlassen’ (durch Alter, Krankheit, Hunger usw.): sinne und jare was er alt / und abenende an siner kraft RvEWh 14843; zît gibet zwei dinc: alter und abenemen Eckh 2:350,5; alle di crefte di zu der sele horint, di inaldint nicht. mer di crefte di zu dem libe horint, di slîfint und nemint abe Parad 53,31. ich enwil si niht lazzen vasten. daz si niht abnement in dem wege [unterwegs] EvAug 37,1; da Agar und ir iunge / Hismahel vortaten daz / brot und wazzer, diz kint wart laz / und nam ab van durste groz HistAE 619. der an deme libe abe nimet uon der melancolie SalArz 22,15. 13,39; biz daz er alsô sêre / von sînes lîbes schœne kam / und an der varwe als abe genam Tr 3790. der ölpaum mag niht gewachsen und zuo genemen mit andern paumen, er muoz besunder stet haben. er [...] nimt ab, sô in die gaiz laidigent BdN 335,24; fungi haizent swammen. [...] die pesten [...] wahsent an dem anvang des lenzen und nement ab in dem maien ebd. 401,23    2.3 ‘sich wirtschaftlich, geistig, moralisch usw. verschlechtern, verfallen, dem Niedergang unterliegen’ (von Personen, Einrichtungen, Verhältnissen): hie mite begunder an der habe / sô swachen unde nemen abe, / daz er sich nider ze vuozen liez / und sîniu phert verkoufen hiez Tr 3776; die liute [Gesellschaft] sich / bœsernt alle stunde [...] wie wir denne nemen abe / sô diu welt die êre lât / der si noch ein wênec hât RvEAlex 15626; in deme gebette lvterlicher erkennit der geistliche mensche, ob er vf nimet oder abe nimit, alse in eime spiegil DvAStaff 41. diu welt gestüende trûreklîcher nie / und hete an fröiden ab genomen Walth 121,35; nun mohtens aber ze rehte / mit offenlîcher wer niht komen, / wan diu lant hæten abe genomen Tr 5972    3 refl. nur: do sich der tac abe nam Vät 11824 (vgl. die intr. Belege oben unter 2.1 am Ende)

abenëmunge stF. – ‘Aufhebung’ (zu abe nëmen 1.1.5) abenemunge der mageschaft [zur Ermöglichung einer Heirat] Köditz 48,14. – ‘Befreiung von etw.’ (zu abe nëmen 1.3.3) abnemunge eins [...] gebresten ThvASu 278,8. – ‘Absprechen (eines Prädikats)’ (zu abe nëmen 1.3.5) die gotlich nature ist daz wesen gotis selber ane abnemung ThvASu 84,33. – ‘Verminderung’ (zu abe nëmen 2.1) ir vreude ist gesundert von aller trûrekeit, von aller vorhte, von aller abnemunge [...] si ist alsô gestætiget, daz si niht geminnert mac werden DvASchr 373,11. – ‘(körperliche) Schwächung’ (zu abe nëmen 2.2) afnemynge an deme liue OvBaierl 61,3. – ‘Verschlechterung’ (zu abe nëmen 2.3) waz vruͦmet iz dem menschen, ob her di werlt allesament gewinnet, und daz her sîner sêle abenemunge lîdet? EvBeh Mt 16,26

abe nieʒen stV. ‘einen Anspruch auf Nutznießung wahrnehmen’, speziell: ‘eine Schuldforderung durch Nießbrauch eines Pfandes tilgen’ süllen si [...] die [ihnen verpfändete] burg [...] niessen vnd han für ir recht phant ze abe nvtze, vntz daz si drithalb hundert march ab geniessen UrkEidgenG 5,1:479 (a. 1324) (weitere Belege s. WMU 1,18b u. 23b; DRW 1,196f.; 2DWB 1,626; FWB 1,266); in der Verbindung abenieʒendes phant als passivisches Part.Präs. ain abnütz oder ain abniessendes pfand UrkHohenb 389 (a. 1346)

abe nœten swV. ‘durch Zwang abgewinnen’ Ihesus von Nazareth, / der juden kúneg, den sin volk het / mit klage úns ab [Konjektur, Hs. hat ] genoͤtet, / das wir in han ertoͤtet WernhMl 10337

âbent stM. 1 ‘Abend, Abendzeit’
1.1 allgem.
1.2 übertr., ‘Ende, Ausgang’
2 ‘Vorabend’ eines Festtags
3 ‘Westen’
   1 ‘Abend, Abendzeit’    1.1 allgem.: vor âbendes nâhen do diu sunne nider gie / unt ez begonde kuolen NibB 601,1; des rockes heter wol rât, / wand ez ein warmer âbent was Iw 6489; mit manierhande meren / wart der abunt hine bracht Herb 15361; danne ist ein dinc vol, sô ez in sînem ende ist, als der tac ist vol in sînem âbende Eckh 1:423,2. – Grußformel: ‘guoten morgen, guoten âbend’ was den minniclîchen meiden tiure Kudr 1220,4    1.2 übertr., ‘Ende, Ausgang’ wê, waz hilfet mich, daz mîn sunne ist ûf gegân? / [...] ich gelebte noch den lieben âbent gerne, / daz si sich her nider mir ze trôste wolte lân MF:Mor 15: 3,5; diu morgenlîche sunne / sîner werltwunne, / dô diu von êrste spilen began, / dô viel sîn gæher âbent an Tr 316. – Sprichwort: man spricht, daz nicht / abent aller tage entstunde Frl 5:121G,9; guoten tac man ze âbende loben sol LaurinA 928    2 ‘Vorabend’ eines Festtags: an sunewenden âbent die herren wâren komen / in Etzeln hof des rîchen NibB 1816,1; der âbent [...] der pfinxtlîchen zîte UvZLanz 5680; noch danne sint sehz hochzit der abint man vasten sol. wihe naht, pfingsten, sunegiht, Laurenti, unser frowen messe der erren, unde och sant Markes tac MNat 9,6; der zwelfpoten âbent [...], sant Simons unde Judas Ottok 85361; an sant Mathis abent des zwelf botten Tauler 388,30 – heiliger ~ ‘Vorabend eines Hochfestes’ sô man nûn leccien hat [wenn es sich um ein Fest mit neun Lesungen handelt] , sô sal man vor zu nône niht venien [auf Knien beten] des heiligen âbendes noch in den octaven [weder am Vorabend noch in der Oktav] StatDtOrd 125,8; diú zit begunde nahen / [...] das der hailge abent [des Pfingstfestes] cam RvEWh 5691; RvEGer 3452 – schœner ~ ‘Tag vor Christi Himmelfahrt’ UrkCorp (WMU) 726,19. die bredie usser sancte Matheus ewangelio, des zwoͤlften obendes [nach Weihnachten, d.i. der Abend vor Epiphanias] , von Josephes vorhte und von Archelaus tot Tauler 12,17; den obersten âbent [Abend vor Epiphanias] unde unser vrowen liehtmesse âbent unde sente mathies âbent StatDtOrd 42,31    3 ‘Westen’ an der zit, do sich die sunne gein dem abent chert und diu nacht nahen begunde PrOberalt 44,11

âbentbekantnisse stN. die schwächere ‘Abenderkenntnis’ der Schöpfung ohne Bezug auf Gott, im Gegensatz zur deutlichen morgenbekantnisse in gote (motiviert über âbentlieht und morgenlieht durch die Licht-Wissen-Metapher; vgl. auch âbentschouwen): sô man bekennet die crêatûre in ir selber, daz heizet ein âbentbekantnisse, [...] sô man aber die crêatûre in gote bekennet, daz heizet und ist ein morgenbekantnisse Eckh 5: 116,13; zit. von Seuse 347,1

âbentbrôt stN. ‘Abendessen’ hat dan der helt vormezzen / sin abentbrot gar gezzen, / ich wene her diste sterker si Brun 8164 (vgl. auch âbentlîchez brôt 8126. 8132 ). – Bezeichnung für das Altarsakrament: so gebit her uns zu unser not / al dar ezzen sin abentbrot. / daz ist sin vil heiliger licham Brun 8172. 8154

âbentëʒʒen stN. ‘Abendessen’ dô was dem vischenden man / sîn âbentezzen bereit Greg 2883; er bat, daz man sîn wart / mit dem âbentezzen Ottok 87034. – ‘abendliches Gastmahl, Festmahl’ (vgl. âbentwirtschaft): ein mensche mahte ein gros abuntessen und [...] hies kummen die geladen wurdent zuͦ sime abuntessende Tauler 317,6; Eckh 1:346,1; TvKulm 5226; EvStPaul 8697 (alle Lc 14,16); si minnent daz vorsitzen in dem abentezzen. vnd di ersten stüel in den synagogen. vnd di grüzzvnge in dem marchte EvAug 56,8. – besonders für das Abendmahl Christi und das Altarsakrament: sente Petir [...] sach den jungern den Jhesus lip hatte [...] der do inslif uf synen brusten in dem abent ezzene EvBerl 6,26; als si zem âbentezzen / gemeinlich wârn gesezzen, / in vollenbrâchter wîse aldô / wart recht begangen pascha JvFrst 349; meister Eckart bewisit hi wi di inphaunge unsis herrin lichamen heize ein abintezzin Parad 3,9

âbentganc stM. ‘Abendzeit, Abend’ biwilen an mittages zit / was an dem spil ir sumen. / [...] biwilen unz an den abentganc Pass III 568,69