bisen
swV.
1
‘umher rennen, springen’
2 übertr.
1
‘umher rennen, springen’
do sach er lauffen und pisen / lewen und panthier
HvNstAp
8150;
als eine bysinde ku Cranc
Os 4,16;
WernhMl
7052;
etzleich vint er [Luzifer] tanczen seit, / nach dem
pall springent und pisen Teichn
416,29;
als er [Gott] die sprache an ienen sluch / vnde tet
si von einander bisen PassI/II
115,71.
– subst.:
do hub sich des strites bisen Macc
5624
2
übertr.
–
‘sich ausbreiten’
[sie wollten] ir ere lazen bisen Pass III
553,66.
–
wîte ~
:
alsus begonde wite bisen [ging weit
auseinander] / ir rat Pass III
242,36.
–
mit gedanken ~
:
zur messe jener [...] sach in mit gedanken bisen
[umherschweifen]
Vät
19812.
–
an dem herzen ~
, ûf jmdn.
~
, an zorne ~
, ‘zornig sein, wütend auf jmdn. losgehen, vor Zorn rasen’
daz volc wart an dem herzen bisen / beide her vnde ouch hin: / si heten
vil vnsteten sin PassI/II
262,74;
des wurden da genuge bisen / mit valsche uf gotes holden. / vil gerne si
im wolden / sin ere haben gar benumen Pass III
507,50;
do er begonde alsus bisen / uf manigen, dem er goz sin blut ebd.
685,84;
daz man durch sinen argen mut / in dicke sach an zorne bisen
PassI/II
221,9.
– mit von:
von gotes gelouben wir nu bisen [abweichen]
Pass III
653,50
bî senden
swV.
‘jmdn. zu jmdm. schicken’
swie verre ich sî, / sô sende ich ir den boten bî, / den sî wol hœret und eine
siht MF:Hartm
2:2,8
bisesche
stF.
vgl. afrz. besace, mnl. besaetse, bisaetse, aus lat.
bisaccium (Rosenqvist 2,198).
‘Quer-, Doppelsack’
so stiz er einen guldinen coph in ir bisezhe HlReg
35,25;
sint daz begebene lûte in alle wîs sich hûten sulen vor
eigenschefte, sô wolle wir, daz die brûdere [...] slozze
[...] an den bîsazchen und an den schrînen unde an
anderen slozhaftigen dingen enbern StatDtOrd
46,7
bisewurm
stM.
‘eine Art Bremse’
SummHeinr
1:168,779.
2:67,287.
2:291,02.09
bîsëʒ , besëʒ
stN.
unter 1 nur bî-/bi-, unter 2 und 3 nur
be-.
1
‘Misswuchs, Missernte; Hungersnot, Unglück’
2
‘Belagerung’
3
‘Besitz’
1
‘Misswuchs, Missernte; Hungersnot, Unglück’
dô huop sich in dem zît / michel urliuge unt strît, / hunger
unde bîsez Kchr
15350;
ez si danne, daz schvͦr oder biseze oder landes vͤrlevge choͤme
UrkCorp (WMU)
3404,19
u.ö.;
PrBerth
1:425,12.
1:244,35.
1:258,11;
Teichn
288,7;
so chumpt leicht dez todez pot / oder ein pises in dw werlt / und schait in
von dem posen gelt ebd.
288,27;
got der sent ein pisæz dar / daz er in wil pezzern hie ebd.
99,30
2
‘Belagerung’
daz si von im wurden erlôst / von dem besezze swære Ottok
29610;
des besezzes phlegen
ebd.
29395.
44608
u.ö.;
daz besez begân
ebd.
48354;
besezzes walten
ebd.
32031;
daz besez rûmen
ebd.
5867.
57057;
hî mit Jesus gekunt hât / waz nôt, waz angest sold di stat / Jerusalem noch
dulden / [...] mit vancnis und ouch mit besez JvFrst
8151
3
‘Besitz’
von dem besesse der creaturen sich keren Tauler
267,21.
309,21
bîsëʒʒel
stM.
‘Beisitzer’
kempfer von des wegen daz si tot suͤnd tuͦnt, so sol man in chain sacrament
niht geben, noch si begraben. vnd der herren richter vnd peisaͤzzel [
assessor
] , vnd all die dar zuͦ rat vnd hilff tuͦnd, vnd die priester die si [
kempfer
] dar zu segent, die selben werdent all manslaͤchtig vnd tuͦnt tot
suͤnd RechtssA
K17,8;
peisezzel RechtssB
K17,8
bîsîn , bîwësen
stN.
‘das Nahesein, Anwesenheit, Gegenwart, Gesellschaft’
das er [Gott] dich mit vetterlicher
liebe meine vnde dich des besten gewer: sines ewigen biwesenes
DvAStaff
385;
PrGeorg
272,38;
alsulches nâgebûrs / und sînes bîwesens gern / wolden dâ enpern / die
Sarrazîne Kreuzf
653;
Eckh
5:17,4;
aller menschen bisin [...] ist mir ein bitterkeit
Seuse
313,4.
221,20.
221,27;
daz [Stern] vor niht moht gesehen
werden von der sunnen peiwesen KvMSph
35,22
bî sîn , bî wësen
V.
zu dâbî sîn s. unter bî, dâbî.
1
‘in der Nähe von jmdm./etw. sein; an etw. teilnehmen’
2
‘jmdm. helfend nahe sein, beistehen’
3 Das logische Subj. steht im Dat.; das grammatische Subj. bezeichnet
1
‘in der Nähe von jmdm./etw. sein; an etw. teilnehmen’
wan swer von wâfen wirt wunt, / der wirt schiere gesunt, / ist
er sînem arzte bî Iw
1553;
swie rehte liep er ir sî, / sî müet, ist er ir ze dicke bî
ebd.
2872;
swie rûch ich ein gebûre sî, / und wær ich rîterschefte
bî [beim Turnier] , / wær ich gewâfent unde geriten, /
ich kunde nâch rîterlîchen siten / alsô wol gebâren / als die ie rîter wâren ebd.
3558;
die ime [Gott] bî sint durch geloube
unt durch rethiu werche unt die ime uerre sint durch ire brôde JPhys
2,37;
swie frömde mîn lîb der minneklichen süezzen sî, / mîn herze
ist ir doch stæte bî SM:Te
12: 0,2.
– Wendung swære bî ~
‘beschwerliche Gesellschaft sein’ (s.a. unter
bî
):
der [
der getriuwe man
] ist leider swaere bî MF:Mor
7: 5,3.
–
bîwesende dinc als Übers. des lat. circumstantia (s.a.
bîwësunge):
ThvASu
152,3.
156,26
2
‘jmdm. helfend nahe sein, beistehen’
den [Bedrängten] was din gute san
bi Litan
914;
wen daz im Polidamas / zv guten staten bi was
Herb
14462;
herre got, nu wis mir bî! Wig
5811;
süezer Krist [...], / sô biut mir
dîner helfe hant / und wis nû mînen sinnen bî RvEBarl
121
3
Das logische Subj. steht im Dat.; das grammatische Subj. bezeichnet
eine moralische Qualität, die jmdm. zu eigen ist:
ir herzen was vil kiusche bî Parz
809,13;
swem herzenlîchiu triwe ist bî, / der wirt nimmer minne frî, / mit freude,
etswenn mit riuwe ebd.
532,7;
her Chuͦn von Teising vnd ander genug, den triwe vnd warheit bei ist
UrkCorp (WMU)
1533,42.
– einen Gemütszustand, in dem sich jmd. befindet:
den edeln juncvrouwen was vil hôher freuden bî
NibB
576,4;
dâ vor was im ein kumber bî Parz
80,30.
– Sonstiges:
iedoch sul wir uns wern, / die wîl uns ist daz leben
bî [solange wir am Leben sind]
Ottok
5045;
das merke swer geleret si: / sit dem gotes vluch ist bi
[ihn trifft] , / swer sine kunst nimande leret, /
so wirt licht ouch sin heil gemeret, / swer da leret das her kan
Macer
Reimvorr. 12
bî sîten
Adv.
→
besîte
bîsitzære
stM.
‘Mitglied eines Gerichts’
so er von den bisitzern dar umb beruͤffet wirt DRW
1,1479
(ZürichStB; a. 1348)
bî sitzen
stV.
1
‘bei jmdm./ etw. sitzen, sich zu jmdm. setzen’
2
‘beisitzen (bei Gericht)’
3
‘in der Nähe, in der Nachbarschaft (von jmdm., einem Land) leben’ ,
bîgesezzen sîn mit Dat.-Obj.
1
‘bei jmdm./ etw. sitzen, sich zu jmdm. setzen’
wie vil gnâdic si sî / der daz chindel sitzet bî
Wernh
152;
sî saz mir güetlichen bî Iw
341;
si gesaz in eines tages bî / heinlîchen unde lîse
Tr
12078.
11024;
daz iu mîn vater sitzet bî Wh
145,7.
263,19;
RvEBarl
12076;
dâ sâzen dem grâle bî / der aller besten rîter drî Parz
815,17
2
‘beisitzen (bei Gericht)’
da sal dis vodis [= vogetes
] rihtere bi sizzen ende sal sien derdeil [
dritteil, gemeint wohl: Drittel der Bußleistung] hain
UrkCorp
55,7;
dô sach er jêmirlîchin an / den richter sô vormezzin / und dî im bîgesezzin /
wârn nâch gerichtis sittin NvJer
22495
3
‘in der Nähe, in der Nachbarschaft (von jmdm., einem Land) leben’,
bîgesezzen sîn mit Dat.-Obj.:
sô was [...] / dem lande ze Swâles /
ein rise bî gesezzen Tr
15919;
zwen riesen [...] wúnsten alle tag
teglich diß lant, sie zwingen alles das yn by geseßsen ist Lanc
230,19;
vnde in [
Amazones
] kvmet engeine [= engegen
] / ritter wol vermezzen, / irme lande bi gesezzen Herb
14351;
dir bringent mangen stolzen degn / Partî und Mêdî / und die dir sint gesezzen
bî / in dînen landen hie und dâ RvEAlex
4988
bî|slac
stM.
‘in schlechterem Metall (nach)geprägte Münze, Falschgeld’
die sweren guldin und die bislege DRW
1,1477
(StraßbMünzg; a. 1330)
bî|slâfe
swF.
‘Konkubine, Nebenfrau’
wol ahtzic herzoginne unde grævinne, die sîne bîslâfen wâren PrBerth
1:177,25
bî|slâfelinge
st.Pl.
wie bîslâfe:
Salomon hete sechzig koninginne, / di im alle dinten uf minne, / und der
bislafelinge zwaren / zu vir male zwenzig waren Brun
2015.
178;
di gekronte koninginne schar / bezeichenen di reinen meide, / di bislafelinge
[...] / bescheide ich uf daz eliche lebin, / daz got
selbir hat gegebin ebd.
2028
bî slâfen
stV.
‘den Beischlaf vollziehen, das Beilager halten’
do slif bi der edele ture furste [...] unde hatte
hochzit mit der hochgebornen koniginne Köditz
27,22;
wi wol daz di edele kongis tochtir nuwelich bi geslafin hatte ebd.
28,1.
26,1.
– subst.:
daz man die kint zuͦ samene gebe vnde an [in Bezug
auf] bislafene vnd an allir hande dingen die brutlauf vnd die
hogetit, alse nach cristenlicher e gewoͤnlich ist, follenbrenge UrkCorp (WMU)
1000,25
bî|slëht
Adj.
auch bislich.
‘randvoll’
also fulton si die züber [mit Wasser] hinz si
biscleht wurden PrSchw
2,16.
– in Verbindung mit vierteil als Mengenangabe von Getreide:
‘gestrichenes Viertel’
so sol er von eime andern guͦte [...] gen ein
bisleich vierteil habern UrkCorp (WMU)
1120,28;
die schopoze [= schuopoze, ein Flächenmaß (kleiner als
eine Hufe)] Schikes, dv dem gottes huse ze Hilzchilc ze houezinse
giltet sehs verteil kernen vnd ein biselichez ebd.
N270,39;
weitere Belege s. DRW 4,1702f.
bislich
Adj.
→ bîslëht
bî slîchen
stV.
‘sich an jmdn. heranschleichen’
des [Sünden] mac man alles sich erholn, / wan dem
der rehte geloube ûz sînem herzen wirt verstoln / von den cristen dieben, die uns
mit valscher lêre slîchent bî RvZw
88,6
bis|mânôt
stM.
‘August’
er begvnde lven [= lüejen
] , / daz er bi den chven / in dem pismanode wære FabelCorp
37,239
(vgl. Anm.z.St.)
bîsorge
stF.
‘Vorsorge, Fürsorge; Seelsorge’
daz ammit er bewachte / sechs jâr mit bîsorgin vil NvJer
13237;
daz er solde [...] / der lande mit gebîte pflegin /
und mit bîsorge nemin war ebd.
17081
u.ö.;
swenne man kûset bischofe oder abte oder abtischen, die den herschilt habn,
daz lên suln sie vor enphâen unde die bîsorge dar nâh SSp(W)
3:59,1.
–
~ geben:
Gabinus gab bisorge do / des tempels vil gar Hyrcano Macc
12489.
–
~ tragen:
daz gotes vorbesichtekeit / allerdinge bysorge treit Hiob
1150.
8295
|