bluome
swM., swstF.
1
‘Blume, Blüte’
2
‘Ernteertrag’
3 zum Ausdruck des Inbegriffs, ‘das Erste, Beste’ usw., meist mit einem Gen.-
oder präp. Attr. 4
‘Jungfräulichkeit’
5
‘ Menstruation’
6
‘ sprachl. Kunstmittel des geblümten Stils’
1
‘Blume, Blüte’
er hiz di erde grunen / mit wunneclichen blumen
VMos
5,15;
bluomen wîz dur grüeniu rîs / brehent unde smierent
SM:WvT
3: 1,9;
vnd wen die blume der pfedeme abe vellit Pelzb
126,13;
daz kraut [...] hât ain weiz
pluomen BdN
407,34;
diu reine wurze von Jessê / eine ruote noch gebirt, / ûf der
ein süezer bluome wirt, / dar ûffe der heilige geist / in sibenvalter volleist / mit
siben tugenden ruowen sol RvEBarl
2534;
SM:EvS
1:7,9.
–
bluomen brechen, lesen:
gên wir brechen bluomen ûf der heide
MF:Reinm
50: 4,6;
MF:Mor
25:1,2;
UvZLanz
4074;
KLD:BvH
14:1,8;
weiz got, er [
winter
] lât doch dem meien den strît, / sô lise ich bluomen, dâ rîfe nû
lît Walth
39,10;
UvZLanz
4088;
UvLFrd
244,20.
– als Muster:
ir sehet ovh da lilium / geworht uone golde bluͦmen
VMos
82,7;
dâ [auf Eneas’ Helm] stunt ein blûme obene /
von dorchslagenem golde En
5710;
/ daz diu buckel solde sîn, / daz was ein bluome guldîn,
/ geworht mit grôzem vlîze; / von liehter varwe Wig
6561.
–
der brûnen bluomen anger (engerl) als umschreibender Ausdruck für die
weibl. Scham:
Isôten vuoz ez des betwanc, / daz ez [Wasser]
hin ûf vil vaste spranc / hin an daz engerl alsô zart, / dâ von der hübsche
Nîthart / sanc, [...] / ‘aldâ die brûnen bluomen stân’
HvFreibTr
3782
(vgl. Bechstein, HvF., S. 156, Anm. z.St.);
der brûnen bluomen anger, / der anger, der swanger / was der brûnen
blüemelîn ebd.
5969.
– Zwischen Bezeichnung der Gattung und der einen bestimmten Blumenart
(flos campi Ct 2,1; vgl. blüemelîn) ist nicht sicher
zu unterscheiden:
ez [das Feld Duram] treit blumen, viol, cle, /
gras, wurtze, nezslen, die sle, / rosen, lylgen, boume, dorn, / weize, gerst,
haber, korn Daniel
1681;
ach gottes muͦter und maget, / aller der welt loͤserin, /
[...] du lylie, viol, rose, / du bluͦme, zitelose
WernhMl
13694
2
‘Ernteertrag’
so nimet ime der herre des ersten iares sine bluͤmen vnd brichet ime sin hus
abe UrkCorp (WMU)
645,31;
nah irme tode sol men den ersten blvͦmen, der vf deme gvͦte wirt,
[...] antwurten swester Gertrvde von Trvbelberch ebd.
N236,36 = N237,13
3
zum Ausdruck des Inbegriffs, ‘das Erste, Beste’ usw., meist mit einem Gen.-
oder präp. Attr.
– Gen.-Attr.:
er was ein bluome der jugent, / der werltvreude ein spiegelglas, / stæter
triuwe ein adamas, / ein ganziu krône der zuht AHeinr
60;
si [Herzeloyde] truoc in ir lîbe / der aller
ritter bluome wirt Parz
109,11;
wîplîcher kiusche ein bluome / ist si ebd.
252,16;
der man, / der werdekeit ein bluome ie was ebd.
598,7;
ein bluome der güete Wig
6116;
der kristen bluome RvEBarl
851;
sô mir der lande bluome [Helena] / von dannen
volget über sê KvWTroj
18948;
daz si dâ solten schouwen / den bluomen aller frouwen ebd.
22570.
– präp. Attr.:
er bluome an mannes schœne! Parz
39,22;
diu liehte junge künigîn, / diu bluome von Îrlant
Tr
11525;
Agmennon, der ain blüme / an miltte ob allen fürsten was GTroj
5638;
sie was in schoner jugende / ein blume an reinem lebende Vät
39067
4
‘Jungfräulichkeit’
ez was in den zîten site, / daz man des ellîche pflac, / swer
sô bî einer megede lac / und ir den bluomen abe genam, / daz eteswer mit wîne kam /
und lie si trinken beide Tr
12643;
diu werde küniginne / schiet von ir magetuome. / ir kiuscheite bluome / wart
nâch ir willen ab genomen KvWTroj
9148.
17009;
der magetlîche bluome / beleip an ir [Jungfrau
Maria] mit zühten ganz RvEGer
2248;
die behert er êren unde frums, / des bluomen des magetums / mit gewalte und ân
iren danc Ottok
63484;
wib muz den val der blumen han geneiget Frl
5:112,6
5
‘ Menstruation’
di [
siuche
] heiset zu latine menstruum, zu diute vrowensuchen. is heisent di
erztte ouch ein blume, wanne als ein boum ane blumen obes nicht gebaren mac, also
inmac nicht ein wip ane das kint nicht gebaren Macer
1,2
6
‘ sprachl. Kunstmittel des geblümten Stils’
diß buch, das heißt der tum, / in dem der blünden sprüche
blum / man fint gestrout in lobes rum / der hochsten himels keiserin
Mügeln
176,2;
Rethorica, die ferbt / der sprüche blumen unde gerbt / das
mark ebd.
283,2
bluomeht
Adj.
‘von Blumen bedeckt’
so we des bluͦmeden pades wilt genieden sich, / de sal unnuͦze genge lazen,
inde sal miden die vremede strazen Lilie
66,34
bluomelich
Adj.
‘blühend’
in der bluomelîchen zît, / sô der bluomen glanz vil wünnen gît UvEtzWh
3089
bluomen
swV.
s. a.
blüemen
.
1 intr. ‘blühen, Blüten treiben’
2 tr. ‘etw. zum Blühen bringen, (als Blüte) hervorbringen’ , bildl. im erotischen Kontext
1
intr. ‘blühen, Blüten treiben’
ja in deme garten blumet eine blume Brun
4794;
und ab [ob] di wingarten gegrunet / heten und di
studen geblumet, / ab si uzgelazen heten da / ir blute di mala punica ebd.
11451;
JenMartyr
43;
dine [Marias] bluͦmende menscheit
Mechth
3: 4,19
2
tr. ‘etw. zum Blühen bringen, (als Blüte) hervorbringen’, bildl. im
erotischen Kontext:
der ir kunde ane lúrzen / die lange naht gekúrzen. / mit listen er wol moehte
/ in der langen nehte / bluomen an der heide / liep uzer leide, / sueze uzer sure
MinneR 302
115
bluomenbërc
stM.
‘blumenreicher Berg’
ich wil si bringen uf einen bluͦmenberg, da vindent si me
wunne denne ich gesprechen kúnne Mechth
3: 15,59
bluomenhuot
stM.
‘Kopfbedeckung aus Blumen’
swelhez [
wîp
] hæte wandelbæren lîp, / daz trüeg einen krumben bluomenhuot
KLD:WvMezze
9:8
(vgl. Anm.z.St.);
Lanze der beswæret ein vil stolzez magedîn: / eine kleine rîsen guot / zarte
er ab ir houbet, / dar zuo einen bluomenhuot Neidh
WL 27:4,11;
zergangen ist manc sumertac / und des meien blüete, /
[...] nû treit man den schavernac / für die
bluomenhüete / die man ûf angern brach Neidh(HW)
47,13
bluomenkranz
stM.
‘Kranz aus Blumen’
wê, wer singet nû ze tanze / jungen wîben under bluomenkranze
[...]? Neidh
WL 36:4,2;
einen blomenkranz her offe truͦc, / also siner hochzit wol gezam
Segremors
12,93;
sus quam di kuniginne / in andechtigem sinne / und opferte den blumencrantz
MarLegPass
22,403.
– übertr. für ‘das Höchste, Beste’
aller manne schœne ein bluomenkranz, / den vrâgte Karnahkarnanz Parz
122,13;
wîp ist ein bluomenkranz der jugent RvEBarl
11580
bluomenkrenzelîn
stN.
Dimin. zu bluomenkranz:
Isôt alsô gesitet was / und was ir ouch gezême gnuoc, / daz sie stêtes gerne
truoc / ein vrischez bluomenkrenzelîn / ûf dem gebende sîdîn HvFreibTr
3765
bluomenkrût
stN.
‘Blumengewächs’, hier übertr. als Anrede:
ach bluomen rîchez bluomen krût, / ach kiusches herzen sundertrût
LobGesMar
84,1
bluomenôster
Subst.
→
bluomôstern
bluomenrîch
Adj.
‘reich an Blumen’
waz schadet der bluomenrîchen heide / an ir ougen weide / und an ir liehten
glanze, / ob man ze einem kranze / ein teil ir bluomen brichet? UvLFrd
53,26
bluomenrîs
stN.
‘Blütenzweig’
driu künsterîchiu bluomenrîs / hânt sich dar ûf in mange wîs / vil spæhlîche
zerleitet / und bluomen ûz gespreitet RvEAlex
3119
bluomenschapël
stN.
‘Blumenkranz’
die jungfrauw von dem Lac zu Lyonel
[...] saczt im ein schones bluͦmenschappel off syn
heubt Lanc
57,20;
die lan ich striten mit den kinden, uf das si ein
bluͦmenschappel ze lone gewinnin Mechth
3: 18,11;
sin lop gienc uber die ander als fur ein bluͦmen schapel goldes krone
JTit
5333,2
bluomenschîn
stM.
‘Glanz der Blumen’
luter brunne, grune walt, / forest harte wol gestalt, / boume
breit vnde lanc, / blumen schin, fogel sanc / vnde wurze maniger leige
Herb
14345;
vogelsang ouch bluomenschîn / mag erlöschen mir den kumber mîn
SM:Ro
9: 2,4.
– übertr. ‘das Beste, Höchste’
aller tugende bluomenschîn RvEBarl
3135;
und jach des ûf die triuwe mîn, / daz wîp ein krône, ein
bluomenschîn, / ein wünne berndiu werdekeit [...] wære
ebd.
11810;
der erin ingesindes / ain crone, tugent ain bluͦmen schin
RvEWh
1639;
ir kint daz den bluomenschîn / ob aller wîbe schœne truoc RvEAlex
7586.
– als Anrede:
lieb, aͤlles liebes bluͦmen schin / der sinne und in dem
herzen min RvEWh
6277
bluomental
stN.
‘mit Blumen bewachsenes Tal’
er und der werde Gaudîn / riten beide von dem wal / und îlten in daz
bluomental, / dar inne die vil stæten / herberge enphangen hæten KvWPart
13944;
daz er als wênic von mir wirt / gegrüezet als daz bluomental / ze meien von
der nahtigal HvBer
1,43
bluomenvar
Adj.
1
‘mit Blumen geschmückt’
2
‘bunt, strahlend wie Blumen’
1
‘mit Blumen geschmückt’
dô dirre kampf was getân / ûf dem bluomvarwen [La.
bluomenvarwem
] plân Parz
691,16;
UvEtzWh
1437;
unz ir diu velt seht bluomenvar Bit
4666;
lectus noster floridus [Ct 1,15] /
[...] unse bette ist blumenvar Brun
826.
8393.
8409
2
‘bunt, strahlend wie Blumen’
nu / zôch dâ manich heidensch furste zû / in blûmenvarwem schîne Kreuzf
7093
bluomenvaʒ
stN.
‘Gefäß für Blumen’, hier übertr. für ‘das Höchste, Beste’
wîp ist ein bluomenkranz [La.
blvͦmenvaz
] der jugent RvEBarl
11580
bluomenvëlt
stN.
‘mit Blumen bewachsenes Feld’
mir wâren geslagen zwei gezelt / und vier hütte ûf pluomenvelt UvLFrd
455,18
bluomenwase
swM.
‘Blumenwiese’
manig richer blvͦmenwase / daz velt hie beschoͤnt TürlArabel
*A 258,14.
*A 264,24
bluomenzît
stF.
‘Blütezeit’
zeinen pfinxten daz geschach, / odr in des meien bluomenzît Parz
281,19
|