estel, estelîn
stN.
→ ästel
estelle
Subst.
aus afrz. esteile
‘Stern’ in Anlehnung an die lat. Form stella gebildet (Suolahti
1,88).
In dem Klosternamen a l’estelle sente Mariâ:
ein clôster stiften aldâ: / a l’estelle sente Mariâ, / sus wart
daz clôster genant HvFreibTr
6804
1esten
swV.
‘Äste bekommen’
man iah ir an allen sachen / ie der tugende besten; / die
begunden oͮh esten / vnde vil witen umbevahen Wernh
D 1452.
– refl. ‘sich verzweigen’
die selben âdern estent sich überal zuo den andern glidern
reht als die est BdN
24,27.
36,16.
37,10
u.ö.
– subst. ‘Verästelung’
vür min truren sunnen glesten / ist si, miner vröuden esten NeunMänner
A:3,9
2esten
swV.
tr. ‘versorgen’
di vinde si [die Menschen] do esten / mit vure
[= vuore
‘Nahrung’
] unde mesten / leider gar nach disem leben TvKulm
635.
–
‘bewirtschaften’
auch haben die merkher solches recht und freyheit zu ihren hofen und gütern,
welcher dasselbe esset [La. ästet
] und bauet uf seinen costen und nicht selber druf sitzet
WeistGr
3,413
(a. 1354)
estenspitz
stM.
zum Genus vgl. SchweizId 10,690.
‘Spross’
cima: estenspitz VocOpt
48.034
esterîch , estrîch
stM.,
stN.
(HvNstAp )
auch est(e)rich (z.B. Serv ,
RvEBarl ),
hesderich
GlHvB .
– aus lat. astricus (Germ. Rom. 2, 101-103; Etymol.Wb. d.Ahd. 2,
1164-1166).
1
‘Estrich, Fußboden’
1.1 eigentl. 1.2 häufig mit Hervorhebung der Kostbarkeit des Materials, der Beschaffenheit oder des Belags 1.3 Wendungen 1.4 übertr. 2
‘Straßenpflaster’
1
‘Estrich, Fußboden’
1.1
eigentl.:
pavimentum: esterich SummHeinr
1:267,248;
pauimentum: hesderich GlHvB
393,66;
die estrîch man zebrach [bei der Beschießung
der Burgen] , / die die liute solden schirmen
Ottok
30313;
Melôt sîn mel ze handen nam: / den estrîch er besæte, /
ob ieman bî getræte / dem bette dar oder dan, / daz man in spurte ab oder an
Tr
15147.
15240;
mit bluote was betouwet / der kemenâten estrîch
Parz
573,27;
die brûdere sulen iren vlîz legen daran, daz die gotes
hûsere des ordenes [...] von deme stoube an den wenden
oder von deme miste an deme esteriche [...] iht werden
verstellet, mêr daz man sie ciere unde halde reineclîche
StatDtOrd
72,11;
der selben megde orden was / daz sî heten allez daz / in ir huote daz dâ
was / [...] ouch kerten sî den esterich: / des tempels
phlâgens reineclîch Philipp
536;
daz riche gewant do manigen melm / erflaugt von dem
estrich WhvÖst
5899
1.2
häufig mit Hervorhebung der Kostbarkeit des Materials, der Beschaffenheit oder
des Belags:
– Marmor, Alabaster:
di wenti warin marmilstein vil wiz, / daz himiliz undi
der estirich LobSal
120;
UvZLanz (K)
4104;
unden was der esterîch / glat unde lûter unde rîch, /
von grüenem marmel alse gras Tr
16713;
KvWTroj
17530;
der estreich und das phlaster [der
Kemenate] / von weisem allabaster Seifrit
7201.
– Edelsteine:
des sales estrich ist mit vehen steinen gestrowet
Himmelr
4,9;
den estrîch muoz ich iu lobn: / von jaspis, von
crisolte, / von sardîn, [...] der estrîch was gar
sô sleif, / daz Gâwân kûme aldâ begreif / mit den fuozen stiure
Parz
566,20;
das estereich was also güt / das ich es nit geraitten
mag. / manig edel stain da lag, / jaspis, safyr und rubein, / capasius,
alabadin HvNstAp
8228.
13084.
13286;
WhvÖst
15429;
im Vergleich:
sam von dem wîzen esterîche / glîzent swarziu steinelîn
[getäfelter Steinboden]
LvRegFr
4095.
– Kristall, Spiegel(glas):
an dem estriche / schinen da riliche / die lutern
cristalle Herb
7217;
der esterich, der muose sîn / lûter von kristallen / und von edelen
korallen UvZLanz (K)
4120;
ein spiegel was der esterîch Erlös
467;
der estrich was als ein glas / lûter, grüene,
spiegelvar Wig
8315;
RvEAlex
15095;
JTit
6269,1.
–
der estrich ist guldin Hochz
460;
der estreich was gezirret / und schon gepolieret / zu wunsch und zu
fleiss Seifrit
3818;
uber al der palas unden geschach zabelt uf dem estriche JTit
6226,4.
– Teppiche:
nidene was der esterîch / mit tepichen gespreitet, / hêrlîche bereitet
En
12932;
Er
8599;
Eracl
300;
GTroj
13756.
– Blumen, Gras usw.:
den estrîch al übervienc / niwer binz und bluomen wol
gevar / wâren drûf gesniten dar Parz
549,12;
vil kurtz, clein, gruͤnes gras / was uf den estrich
gestræut Rennew
7889;
HvFreibTr
888;
KvWTroj
14582
1.3
Wendungen:
–
ûf den ~ vallen:
mit dem mezzer er im bevalch / einen vreislîchen stich, / daz er viel
ûf den esterich / und nie kein wort ersprach UvZLanz (K)
1182;
an den blôzen estrich / viel er nider und strahte
sich Eracl
3135;
Dagonis bilde lag / gevallen uf den esterich
RvEWchr
22267;
KvWHvK
154;
EnikWchr
11867;
WolfdA
123,1.
– (sich/ jmdn./etw.) ûf den ~ werfen, legen, knien
usw.:
ûf sînen estrich er sih warf. / er clagete, daz er
niet ne starb SAlex
3394;
er warf sie nider alzehant / ûf den herten estrich LBarl
14594;
er warf uf den esterrich / die phenning und gieng
henken sich WernhMl
9421;
Lanc
607,31;
Serv
3216;
Schrätel
277;
vil andâhtlîche ûf sîniu knie / liez er in dem gebete
sich / vor im ûf den esterich RvEBarl
12338;
dô diu vrouwe an ir gebete lac, / dô knietes ûf den esterich
GFrau
2301.
2705.
–
ûf den ~ sitzen, treten, springen usw.:
Tristandes cumpanjûne, / die sâzen ûf den esterîch
Tr
11189;
er trat ûf den estrich Eracl
312;
er [der Löwe] spranc ûf den
estrîch Parz
571,17;
gâhes zeime sprunge / spranc er [
Clârîs
] ûf den esterich Flore (G)
5833.
–
ûf dem ~ ligen:
dannoch lac der künic rîch / allez ûf dem estrîch /
ungetrunken und ungezzen EnikWchr
11884;
Lanc
607,22.
–
von dem ~ ûf stân:
als er ûf gestanden / was von dem esteriche wider, /
dô gieng er aber sitzen nider / ûf sînen stuol KvWHvK
349
1.4
übertr.:
sît daz man vreude ie trûrens jach / zeinem esterîche und
zeinem dach, / neben, hinden, vür, zen wenden. / grôz trûren sol niemen
schenden [der e. als Teil des Hauses der
Freude]
Wh
281,12;
daz wir, die nidere sîn gemuot, / der muot sich allez
nider tuot / und an dem esterîche swebet, / der weder swebet noch enclebet: /
wir kapfen allez wider berc / und schouwen oben an daz werc, / daz an ir
tugenden dâ stât, / daz von ir lobe her nider gât [in der allegor.
Deutung der Minnegrotte]
Tr
16951.
16969.
17117;
der esterich der ewigen minne vnsers herren SalHaus
30,21.
30,7;
HeslApk
3307
2
‘Straßenpflaster’
sô lûterbære und alsô glat / was ir [Trojas] gazzen
esterich, / daz man ersach dar inne sich / reht als in eime spiegel KvWTroj
17409;
daz [
gelt
] man alle wochen gewoͤnlich git zuͦ der stette buwe und zuͦ dem
estrich UrkStraßb
4,2:167,28
(a. 1322).
4,2:168,1
(a. 1322)
este|rîche
Adj.
‘reich an Ästen’
ûzen stuonden obe der tür / esterîcher linden drî
Tr
16731
esterîchen, estrichen
swV.
‘pflastern’
eine strâze er dô gevienc, / [...]
diu was gestrîcht [La. ge estrichet
] unde breit Parz
142,5;
die strâze mit gesteine / wâren gesterichet [:
sprichet
]
KvWPart
863;
daz [
gelt
] man in [den Handwerksmeistern] alle
wochen git zuͦ buwende und zuͦ estrichende UrkStraßb
4,2:167,31
(a. 1322)
esterîcher
stM. →
estrîcher
esterîchmeister
stM.
‘Pflastermeister’
so sol ein ieglich lonherre und ein estrichmeister alle jare entwúrten unsern
herren, waz in dez jares geúbert ist von dem gelte UrkStraßb
4,2:167,34
(a. 1322)
ê|stiure
stF.
‘Aussteuer, Mitgift’
das ver Jvnte [...] hat verkoͮft
[...] das guͦt / [...] das ir
ze rehter ê stúre geben wart / den frowen von sante Claren UrkCorp (WMU)
2319A,38;
MerswKn
81;
si hat [...] ein teil ze êstuͥr und ein teil ze
phande fuͥr ir mannes dienst UrbHabsb
1:45,16;
die guͤtere, daruffe mir minre muͦter seligen estiùre geslagen wart
UrkRapp
373,25
(a. 1338)
ê|strâʒe
stF.
‘Landstraße’
ez sol auch der prukgraf vor dem hertzogen reiten alle êstraze UrbBayJ
530;
einiv wivͤste hovestat [...], div entzwischen der
selbin mîvli rehter vnd offenner ęstraze vnd dem mivliwasser ist inbevangen vnd v̂f
von der mivli lenget vntz an die lantstraze bi des wazers brvcge UrkCorp
(WMU)
364,12
estrîchen
swV.
→
esterîchen
estrîcher
stM.
‘Pflastermeister’
so git man einem smide, einem murer [...] dem heger
und dem estricher ir ieglichem 14 eln tuͦches und einen beltze UrkStraßb
4,2:166,4. 167,38
(a. 1322)
ê|stunt
Adv. s.a.
stunde
stF.
‘ehemals’
ich bin Cristus genant, / der iu ê stunt gelobet wart Antichr
477
ê|sun
stM.
‘ehelicher Sohn’
wir Godefert von Seyne [...], Engilbreith unde
Salintin, sine esune, dun kunt UrkDOKobl
1,397
(a. 1336);
ir möht sîn sun [Konjekturir êsun
] niht gesîn Parz
317,19
ê|tætic
Adj.
‘vorschriftsmäßig’
er [
der mayger
] sol oͮuch der etaͤtigen geriht ains haben uf sant Johans tag
WeistGr
4,277
(14. Jh.)
ê|tavërne
swstF.
zu →
tavërne
.
‘gesetzlich erlaubte, herrschaftliche Schenkwirtschaft’
swer win oder dehein trinchen verchouffet, an
[außer] in der ê tafern, der ist fridebræche
UrkWittelsb
1,146
(a. 1255);
ez sol nieman dhein trinchen veil haben dann datz den rehten etabern
[La. êtæuern
]
UrkCorp (WMU)
475A,43
(=
UrkWittelsb
1,341
(a. 1281)
);
UrkCorp
2383,37;
ez sol niemen dehein trinchen vail haben wan in der rehten êtafer
MGHConst
4:1222,30
(a. 1300)
ëte- , ët-, ëtes-
Präfix zum Ausdruck der Unbestimmtheit vor -lîch; -wër, -waʒ; -wâ, -war,
-wanne/-wenne, -wie; -vil, -nâher
ê|teidinc
stN.
‘rechtmäßiges, ordentliches Gericht’
legale iudicium sive êtaidinc debet esse annuatim UrkTirol
1:3,142
(a. 1239);
swan der apt von Maͤnnse stift, taidinch vnd étaidinch hat, so sol der rihttær
bei dez apttez amptmann sitzen UrbBayS
4,53;
vncz in pedenthalben ein gemezzener tag gegeben wardt in das etaiding
UrkKlostern
1,258
(a. 1336);
daz [...] vrow Chunigunt
[...] fuͤr vnsern chellner
[...] vnd fuͤr vnsern hofmaister
[...] choͤm in ainem rechten etayding, da ier tag hin
gegeben ward, da sev sazzen an vnser stat an vnserm perchtayding UrkEnns
7,61
(a. 1348)
|