edelheit
stF.
vgl.
edelecheit
.
1
‘Zugehörigkeit zum Adelsstand, adelige Abstammung’
2 als innere Haltung (vgl.
edele
), im Ggs. zum ererbten Adel
1
‘Zugehörigkeit zum Adelsstand, adelige Abstammung’
der [Richter] sach an sein
[des Gegners] edelhait / und wolt im gerichten nie, /
untz er fuͤr den herren gie / und im selb chlait [d.i. claget
] sein swar Teichn
46,4;
doch dwanck sy des yr edelheyt, / dat sy so wael was gekleyt [sie
war dazu verpflichtet]
KarlGalie
10325;
MinneR 336
444
2
als innere Haltung (vgl.
edele
), im Ggs. zum ererbten Adel:
edelhait dw erbet nicht Teichn
104,16;
also ist chain edelhait / denn allain von gutem sit ebd.
435,56
u.ö.;
ich erkenne alrerst sine edelheit / unde reine herze, daz er treit, / an hohen
tugenden, die er hat Ainune
214
edelhërre
swM.
Kompositum und attr. Gebrauch von edele sind nicht zu unterscheiden;
keine Belege mit flektiertem Adj. im Belegmaterial.
‘Herr aus dem Adelsstand’, als Bestandteil von Personennamen oder als
Titel:
Conradus Edelherus, quartus testis, interrogatus concordat cum tercio teste
UrkPaulinz
159
(a. 1314).
– attr. edele (?):
der edel herre her Johannes von Swarzenberg UrkCorp (WMU)
3221,33
u.ö.;
edel herren spulgent ir vrowen ze klaidenn, so si ôch klaident sich selber.
also hât ôch únser herre getân: der hât die sel geklaidet mit sinem schoͤnnen
rosvarwem bluͦte PrGeorg
26,23
edelîe
stF.
auch adely (
MügelnKranz
648
).
‘edles Wesen, Hoheit’ (nur Mügeln in Bezug auf Gott und Maria):
wie das wort fleisch an sich nam, / das uß der drier samen quam, / die alles
fleisches waren fri / und fleischten doch ir edeli MügelnKranz
1288.
22.
648;
Mügeln
9,12.
130,7;
er sach dich [Maria] wandels fri, /
des sant er diner edeli / zu lon den dritten uß der dri ebd.
144,6
edelinc
stM.
1
‘Adeliger’
2 bes. in Kärnten und der Steiermark ‘freier Bauer, Edlinger’ (vgl. H. Ebner, Von den Edlingern in Innerösterreich, Klagenfurt 1956)
1
‘Adeliger’
di dritte rede ist ein tolk [eine Erklärung] /
worumme daz gemeine volk / vor den edelingin stat PfzdHech
347,21;
wol ir edelinge, / die chunen Karlinge, / ir waret ie guͦten
chnechte, / uwer her schilte gerechte Rol
2931;
von eime edelinge, er si ritter oder knecht, der dz selbe lehen von der
herschefte von Kiburch hat, vnd der selbe edelinch ane erben ververt UrkCorp
(WMU)
574,24.
–
‘junger Adeliger, Edelknappe’
und vurbaz manig eddelinc / dâ rittir wart von sîner hant NvJer
22817.
9575
2
bes. in Kärnten und der Steiermark ‘freier Bauer, Edlinger’ (vgl. H. Ebner,
Von den Edlingern in Innerösterreich, Klagenfurt 1956):
ez sint dreier hande freyen. [...] die dritten
haizent edelinge vnd sint gepouwern SchwSp
63
edelkeit
stF.
→
edelecheit
edelkint
stN.
→
adelkint
edelknappe
swM.
Kompositum und attr. Gebrauch von edele sind nicht zu unterscheiden,
keine Belege mit flektiertem Adj. im Belegmaterial.
‘adeliger Knappe, einem Herren dienender junger Adeliger’
sol ain edelmann, oder ain edelknapp hie gelten [Schulden
bezahlen] in der stat, den pfendet sein wiert wol inner haus, ob
er ain solh man ist, das er nindert antwurten sol, denn vor seinem herrn
StRWien
27;
dô rief man kameraeren dar, / edel knappen nâmen sîn mit dienste war
Loheng
599;
UvLFrd
502,12;
ein edel man gedenchen sol, / wa von er den namen hab / daz er haizz ein edel
chnab Teichn
46,30
edelknëht
stM.
Kompositum und attr. Gebrauch von edele sind nicht zu unterscheiden;
keine Belege mit flektiertem Adj. im Belegmaterial.
‘einem Herren dienender Adeliger, Knappe’
Heinrich, ein edelkneht von Jngenheim UrkCorp (WMU)
3005,32;
ist ouch, dc der ritter deheiner geleiste mak, der sol legen an sin stat zwen
edel chnehte ebd.
814,40;
es si herre, stat, dienstman oder edel knecht UrkBasel
4:108,17
(a. 1333);
ein edel kneht, / wirt mir der ze teile, / bûren bin ich dannoch reht
Neidh (HW)
52,8;
manic edel kneht, / biderb unde frumic, / bâten dô den kunic,
/ daz er si ritter werden liez Ottok
15850;
Teichn
46,10;
Minneb
4139
edellich
Adj., Adv.
adv. häufig -lîchen.
1
‘adelig, dem Adel angemessen’ (vgl. edele Adj. 1 und
adellich
) 2
‘von außergewöhnlicher Qualität, dem Ideal entsprechend, kostbar’ (vgl.
edele Adj. 2 ) 3
‘von edler innerer Haltung geleitet ’ (vgl. edele Adj.
3 )
1
‘adelig, dem Adel angemessen’ (vgl. edele Adj. 1 und
adellich
):
sîn [Tristans] gelâz und sîn
gebâren / [...] dûhte si daz alsô guot, / daz si
[...] in ir herzen jâhen, / sîn dinc wær allez edelîch,
/ sîniu cleider vremede unde rîch, / sîn lîp ze wunsche getân Tr
2857;
swel edelman ir [der Stadt] burger ist, der
edelichen dienst tuͦt, der sol ir stúre ledig sin UrkCorp (WMU)
1671,13.
– adv.: hierher ‘standesgemäß’ oder zu 2
‘kostbar’
Alexander daz rich irwarb / und nach dem vater sin regnirte / und sich
edellichen zirte HistAE
4872;
si gewan vier töhter, daz ist wâr, / di wurden bestatt
[ausgestattet] edellîchen gar
EnikWchr
A II,182
2
‘von außergewöhnlicher Qualität, dem Ideal entsprechend, kostbar’ (vgl.
edele Adj. 2):
ez [das Gold] ist auch edler dann
ander gesmeid und auz den vier elementen edeleicher gemischt, alsô daz ez warm und
kalt, fäuht und trucken mêr in ainer mittelmâz hât dann ander gesmeid
BdN
474,17;
sîn brust, sîn arme und sîniu bein / diu wâren hêrlîch unde
rîch, / wol gestalt und edelîch Tr
6656.
4034.
15346;
mit grôzer schœnheit / und edellich gekleit, /
[...], / fuort man die juncfrouwen / ze rehter singezît
/ in ein munster wît Ottok
75468;
Virg
426,9.
– adv. ‘edel, angenehm’
si ist vil edelîch gestalt, / ir tugent diu ist manicvalt
EnikWchr
9783;
he [der lûtertranc
] is van mangen kruden
[Kräutern] gemachet, / edellich he van’n kruden
smachet MarlbRh
11,32;
wer daz herz [eines
Wolfes] trückent und ez behelt, sô wirt ez gar edelleichen smeckent
BdN
148,19.
– übertr. ‘von hohem spirituellem Wert’
nû ist vil edellîcher, daz ich twinge got ze mir, dan daz
ich mich twinge ze gote Eckh
5: 402,5;
also vil also dis me wehsset und zuͦnimmet, also vil wurt
der heilige geist edellicher gegeben und hoͤhelicher enpfangen
Tauler
96,25.
92,22
u.ö.
3
‘von edler innerer Haltung geleitet ’ (vgl. edele Adj.
3):
daz ir genâde an mir begânt / und ir mich hie belîben lânt / sô lange, biz
mich iuwer rât / gewîse ûf edellîche tât / und ûf ein tugentrîchez leben
KvWTroj
20504.
– adv. ‘auf edle, untadelige Weise’
ich gelobe dirz entriuwen. / daz dû des geniezen muost, /
daz dû sô edellîchen tuost. / dîn minne diu ist reine Eracl
3376;
ein edel man / der sol edeleichen tuen, / daz er schaff
den arm suen Teichn
46,15;
der der werlt gedienet schon, / untz er nymmer mag noch
chan, / dem wirt ze geleicher weiz getan / als einem hund der manigen tag /
edeleichen [immer seinen Dienst erfüllend,
zuverlässig] jaidez phlag ebd.
21,42
u.ö.;
dú minnonde sele mag nit vúrhten grúwelichen, mere si
voͤrhtet edellichen [ehrfürchtig]
Mechth
4: 16,14;
HvNstAp
11371
edellîcheit
stF.
→
edelecheit
edelliute
stM. (Pl.)
dient als Pl. zu edelman; im Übergang vom Syntagma zum Kompositum; auch
in der terminologischen Verbindung von attr. edele und liute
(z.B.
PrGeorg
51,16
).
‘Adelige, Edelleute’
alle die lehen, die edel lute von mir hant UrkCorp
1008,25
u.ö.;
alle edellüte graven frien und dienstlute, die disen friden gesworn hant
UrkBasel
4:14,9
(a. 1310);
ea nobilitate, qua ipsi vulgariter liberi nobiles hoc est vrye edellude
nuncupantur UrkGerKöln
345
(a. 1329);
sie [die Ritterschaft] wart gemacht
und offgeleit also das nymant ritter solt werden dann edellút und von hohem
geschlecht Lanc
120,9;
Pilgerf
9848
edelman
stM.
Pl. →
edelliute
; im Übergang vom Syntagma zum Kompositum;
oft in der terminologischen Verbindung von attr.
edele
und
man
(z.B.
Konr
6,4;
Lanc
437,9
).
‘Adeliger, Edelmann’
heren Willems, des edelmannes van Vrenze UrkCorp (WMU)
56,12
u.ö.;
daz chain lanther, noch chain edelman chain gewalt czu Brunne in der stat
hawen schol StRBrünn
351;
clagt aber ain bürger umb sein gelt hintz ainem dinstman oder ainem anderm
unserm edlmanne BairFreibr
3;
der knapp sah wol das das kint ein edelman was, und antwurt
im alsus: ‘lieber juncker, das uch got ere [...] ’
Lanc
36,35
u.ö.;
in boeser stunde wart er edelman, / das er umb essen det die
sporn an [Adam, als er die Sporen ‘Ungehorsam’ anlegte]
Pilgerf
7911
edeln
swV.
1 in Bezug auf den Adelsstand, die edle Abstammung (vgl.
edele
Adj. 1.1 ) 1.1 tr. ‘in den Adelsstand erheben’
1.2 intr. ‘in der adeligen Würde/ edlen Grundhaltung einem Familienzweig
nachkommen’
2 tr. ‘wertvoll machen, veredeln’ (vgl.
edele
Adj. 2 ) 2.1 von Sachen (Lebensmitteln) ‘Wert verleihen’
2.2 von Personen ‘auszeichnen, mit einer besonderen Würde ausstatten’
3
‘adelswürdig machen’ (durch die moralische Haltung; vgl.
edele
Adj. 3 )
1
in Bezug auf den Adelsstand, die edle Abstammung (vgl.
edele
Adj. 1.1)
1.1
tr. ‘in den Adelsstand erheben’
do nam er die, und machte sie sin genozz, vn edilte die vnd die kint, die
vmmer me von in bequemen, vn gab in ritters namen, vn macht sie dinstlute des
riches KlKsr
3,1
1.2
intr. ‘in der adeligen Würde/ edlen Grundhaltung einem Familienzweig
nachkommen’
Ehmereiz, dîn hôher muot, / swederthalp der edelt
hin [nach welcher Seite er in seiner Adeligkeit
tendiert] , / daz wirt an prîse dîn gewin, / nâch dînem vater
oder nâch mir Wh
342,25
2
tr. ‘wertvoll machen, veredeln’ (vgl.
edele
Adj. 2)
2.1
von Sachen (Lebensmitteln) ‘Wert verleihen’
der sudenwint, der auster haizt, edelt den wein in den
weinreben dar umb, daz er warm ist BdN
351,2;
ist das du wilt vnedil wynstocke ediln, so besnyt di
vnediln vnde ouch di ediln, vnde pfroppe di ediln vf di stocke der vnediln
Pelzb
131,13;
ander spise [im Ggs. zu Leib und Blut
Christi] die der mensche nútzet, die ist in ir selber tot
[...] und enpfohet leben in dem menschen und wurt
in ime geedelt Tauler
119,8
2.2
von Personen ‘auszeichnen, mit einer besonderen Würde ausstatten’
du bis diͤ edelst, diͤ iͤ gewart, / so högt dich dins
sunes götlich art, / de dich geedelt hat an ime MarlbRh
57,33;
mit sîner hant macht er ein wîb gehiure / von erst ûz mannes rippe, nicht
ûz erden, / da von diu wîb sint geedelt MinneR 30
671,6;
DvAStaff
474;
Eckh
5: 268,10;
vrag aller kreatur schoͤn ordnunge, ob ich in keiner
wúnklicher wise min gerehtkeit moͤhti behalten, min grundlosen erbarmherzkeit
erzoͤgen, menschlich natur geedeln, [...] denn mit
minem bittern tode? Seuse
207,3
3
‘adelswürdig machen’ (durch die moralische Haltung; vgl.
edele
Adj. 3):
merke, ein hôchgeborniu jugent, / daz rîliches herzen tugent /
edelt baz dann alle friunde ûf erden KvWLd
18,13;
Teichn
435,48;
ein wip [...], / diu nach des
wnsches lere / uf stæte und uf ere / geedelet und getugent ist StrKD
52,81;
als si hie geheiliget sint in der minne und geedelt an
tugenden Mechth
4: 12,41;
ez [das Lesen des
senemæres] liebet liebe und edelt muot, / ez stætet
triuwe und tugendet leben Tr
174.
2264;
Er
4458;
Frl
5:97,18.
11:13,9
edelrîche
Adj.
→
edele
2
edelschaz
stM.
‘kostbarer Schatz’
kinder, dis sint die hindernisse des goͤttelichen
minneclichen influsses des edelschatzes der do verborgen blibet
Tauler
128,32
edelstein
stM.
im Übergang vom Syntagma zum Kompositum (alle flektierten stein-Belege
im Belegmaterial zeigen attr. edele [z.B.
Parz
262,10
u.ö.;
Wig
822;
], die meisten Belege zeigen unflektiertes edele im Nom. Sg. und
Pl.).
‘Edelstein’
diz büechlîn mag der edelstein / wol heizen, wand ez in im treit / bîschaft
manger kluogkeit Boner
Vorr. 64;
owe crone der heligen cristanheit,
[...] din edelsteine sint dir entvallen, wan du
krenkest und schendest den heligen cristanen geloͮben Mechth
6: 21,3.
4: 3,25;
Eckh
1:225,11
edelsüeʒe
Adj.
→
edele
2
edeltuom
stM.
1
‘Adelswürde’
2
‘Reichtum, Luxus’
1
‘Adelswürde’
ist ein man ân sin wol geborn, / sîn edeltuom ist gar verlorn WälGa
864;
swer hât einn unrehten muot, / der muoz âne tugende leben / und hât sînn
edeltuom gegeben / durch der untugende minne ebd.
3906
2
‘Reichtum, Luxus’
der mensche [...] sol in den edeln
landen in daz edeltuͦm sich nút legen zuͦ wonende, er mag drin louffen und wieder
fliehen die wile er nit volle wahssen ist und noch jung und unvollekomen ist
Tauler
16,6
edelunge
stF.
‘Veredelung, Vervollkommnung’
als sy [die Seele] ist ein volpringung vnd ein form
vnd ein edlung des leibs KvMSel
149;
als vil die sel ist ein form vnd edlung [
perfectio
] des leibs ebd.
177
edelvoget (?)
stM.
lexematischer Status unklar (sonst in ders. Urk. [s.u.] und
HagenChr (G)
3386.
4083
und nur von Rutger attr.
edele
und
voget
).
‘adeliger Vogt’
dat sy ire intgesygele an dysen brief heincgen. ind ich oig Rutger eydelvayt
ze Colne UrkKöln
4,285
(a. 1344)
|